Engagiert auf vielen Ebenen

In der Serie „Mehr als Rudern“ blicken wir über den Bootsrand hinaus. Im sechsten Teil haben wir bei Richard Schmidt nachgehört, was ihn über den Leistungssport hinaus beschäftigt.

Im Ruderboot ist Richard Schmidt immer mit Leib und Seele dabei, damit im Deutschland-Achter alles rund läuft. Auch an Land engagiert er sich für seine Ruderkollegen: Seit sieben Jahren ist er DRV-Athletensprecher, darüber hinaus war er die deutsche Stimme in der WADA-Athletenkommission. Es sind für den Olympiasieger nicht die einzigen Aufgaben neben dem Leistungssport: Halbtags arbeitet Schmidt an der Fachhochschule Gelsenkirchen an einem Forschungsprojekt für seine Promotion und nach dem Training kümmert sich der Vater um seine junge Familie.

Ein Jahr nach dem Olympiasieg in London mit dem Deutschland-Achter wurde Schmidt erstmals zum Athletensprecher gewählt und seitdem alle zwei Jahre in seinem Amt bestätigt. „In dieser Position versuche ich, Missstände anzusprechen und bei unfairen Entscheidungen im Rahmen meiner Möglichkeiten Einfluss zu nehmen. Vor allem jüngere Sportler wollen oft nicht direkt auf die Trainer zugehen. Ich kann mit meinen Erfahrungen, die ich in meiner langen Karriere gemacht habe, weiterhelfen“, sagt der 33-Jährige, der stets ein offenes Ohr hat: „Ich versuche möglichst viel mitzubekommen und zu vielen Leuten Kontakt zu halten. Für mich geht es oft nach dem Training weiter mit Gesprächen.“

Seine Arbeit geht dabei klar über das Team Deutschland-Achter hinaus, wie er betont: „Ich setze mich für alle ein, auch für diejenigen, die ihre Karriere beendet haben oder beenden mussten.“

Arbeit findet hinter den Kulissen statt

Als Athletensprecher ist Schmidt ein Bindeglied zwischen den Sportlern, den Trainern, den Vorständen und dem Team hinter dem Team. Bekommt er selbst etwas mit oder wird angesprochen, versucht er zu vermitteln. „Ich will immer allen Seiten gerecht werden und eine faire Lösung finden. Das wichtigste sind Kommunikation und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. So kommt man weiter und kann auch schwere Konflikte lösen“, so Schmidt, der in den sieben Jahren im Amt schon manche schwierige Fälle hatte. Aus dem Nähkästchen will er aber nicht plaudern: „Ich mache viel hinter den Kulissen, was man nicht mitbekommt. Und das ist auch okay so.“

Kampf für einen sauberen Sport

Auch in der Athletenkommission der Welt Anti Doping Agentur (WADA) setzte sich Schmidt bis zuletzt für die Belange der Sportler ein. „Das ist sehr viel politischer und deutlich schwieriger, wirklich etwas zu erreichen. Ich hätte mir an der einen oder anderen Stelle mehr erwartet“, berichtet Schmidt. Aktuell ruht dieses Amt, im kommenden Jahr soll der Ruderer aber wieder in die international besetzte Sportlerkommission aufgenommen werden.

Promotion in Energietechnik

Wenn Schmidt sich nicht ums Rudern kümmert, beweist er Köpfchen und treibt seine Promotion in Energietechnik voran. Dafür arbeitet er halbtags an der Hochschule Gelsenkirchen, nachdem er zuvor an der TU Dortmund Wirtschaftsingenieurswesen studiert hatte. Seine Doktorarbeit, die er in einem Forschungsprojekt umsetzt, beschäftigt sich mit Hochdruck-Elektrolyse, die Reinwasser in Sauerstoff und Wasserstoff zersetzt.

Erholung im Kreise der Familie

Entspannung findet Schmidt bei alten Freunden oder im Kreise seiner Familie – als liebevoller Vater seiner eineinhalbjährigen Tochter mit seiner Frau in Dortmund oder als Sohn bei seinen Eltern in Trier. Große Hobbys hat der Ruderer momentan nicht, dafür bleibt einfach keine Zeit mehr. Schmidt sieht’s positiv: „Wenn man alles zusammennimmt, was ich so mache, dann ist das schon ziemlich zeitintensiv. Aber ich mach das alles ja gerne, von daher ist für mich alles in Ordnung.“

27.09.2020 | von Felix Kannengießer

Richard Schmidt in bekannter Rolle im Deutschland-Achter.

Fotos: Paul Hense

Auch an Land engagiert sich Richard Schmidt für den Rudersport.

Termine

16.11.2024: BaselHead in Basel (Schweiz)
30.11-01.12.2024: Langstrecke in Dortmund

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