Hobby-Barista ist jetzt Maschinenbau-Meister

In der neuen Serie „Mehr als Rudern“ blicken wir über den Bootsrand hinaus. Was die Athleten auf dem Wasser können, ist bekannt. Wir haben bei Felix Wimberger nachgehört, was ihn darüber hinaus an Land beschäftigt.

Zum Ende des vergangenen Jahres ging es steil auf die entscheidenden Wochen zu. Für Felix Wimberger aber nicht nur im Ruderboot, wo die Langstrecke und ein Partnerwechsel im Zweier anstanden, sondern ebenso an der Ruhr-Universität Bochum, wo der 30-Jährige seinen Master-Abschluss in Maschinenbau gemacht hat. Beide Aufgaben hat Wimberger gleichzeitig gut gemeistert, Leistungssport und Lernen passt für ihn in gewisser Weise sogar gut zusammen.

„Ich finde es wichtig, dass man noch etwas neben dem Rudern macht, das einen auf andere Art und Weise fordert. Das kann einen in schwierigen Zeiten ablenken und in guten Zeiten pushen“, sagt Wimberger: „Natürlich ist der Spagat zwischen Leistungssport und Uniabschluss nicht einfach und erfordert viel Disziplin.“

Schon vor drei Jahren stand der Ruderer vor einer ähnlichen Aufgabe, damals meisterte er den Bachelor und wurde gleichzeitig in Florida Achter-Weltmeister. Genau wie damals hat auch diesmal der Spagat geklappt. Dafür hat sich Wimberger eine genau Planung gemacht, wie er verrät: „Ich bin die Masterarbeit in Etappen angegangen, ich hatte ja sechs Monate Zeit. Ich habe immer geplant, was ich in einem bestimmten Zeitraum schaffen muss, ohne dass das Training darunter leidet. Und das habe ich auch durchgezogen.“

Pause wird zum Fremdwort

So saß „Wimbo“ zwischen den Trainingseinheiten meistens hinter dem Laptop und über den Büchern. Auch der Urlaub wurde gestrichen. Selbst im Trainingslager ging die Lernarbeit weiter. Jede freie Minute steckte er in die Masterarbeit. „Meistens gab es sogar keine Mittagspause für mich. Aber vom Timing hat alles gepasst, auch wenn es am Ende etwas hektisch wurde. Ich bin sehr froh, dass ich es geschafft habe und muss das nicht unbedingt noch einmal haben“, sagt er: „Dabei möchte ich auch einen Dank an die Ruhr-Uni Bochum aussprechen. Sie haben viel Verständnis für Leistungssportler und haben geholfen, wo es geht.“

Therapie-Roboter entwickelt

Kurz vor Weihnachten gab er seine Masterarbeit ab. Thema des technikaffinen Ruderers war die „Kinematik-Entwicklung zur aktiven Hand-Rehabilitation“, also die Entwicklung eines Therapie-Roboters. Im medizinisch-technischen Bereich würde Wimberger gerne auch beruflich Fuß fassen. Normalerweise hätte er sich im Spätsommer diesen Jahres nach Olympia darüber nachgedacht, doch wegen der Corona-Pandemie hat sich alles verschoben.

„Meine Überlegungen gehen in viele Richtungen. Aber aktuell liegt wegen des Sports alles auf Eis“, sagt der 30-Jährige, der im Vierer ohne Steuermann zunächst auf die EM im Oktober hin trainiert und danach die noch nicht terminierte Olympia-Nachqualifikation ins Auge fassen will: „Wir trainieren jetzt ja wieder im normalen Rhythmus. Da bleibt mir nicht viel Zeit. Der Fokus liegt jetzt erstmal wieder ganz auf dem Rudern.“

Große Kaffee-Leidenschaft

Und in den trainingsfreien Phasen ist für Wimberger nun endlich mal wirklich Pause angesagt. Da kann er dann auch wieder seine Hobbys ausleben. „Ich kann mich zum Beispiel sehr für Kaffee begeistern. Ich habe mir einiges zu dem Thema angelesen und probiere da momentan viel aus. Dabei geht es mir nicht nur um das Trinken, sondern auch um den Prozess der Zubereitung. Das fängt schon mit dem herrlichen Geruch an und endet dann mit dem Ergebnis, das jedes Mal ja auch ein wenig anders ist“, schwärmt Wimberger, der die Bohnen selbst mahlt und anschließend mit einer Siebträgermaschine verarbeitet.

Am liebsten trinkt er italienische Espresso-Sorten, gerne auch mit seinem Ruderkollegen Johannes Weißenfeld, mit dem er die Leidenschaft teilt. Dabei ist Wimberger ein Genießer. Seine Siebträgermaschine kommt selten vor dem Training zum Einsatz. „Es ist eher so, dass ich mich auf dem letzten Kilometer beim Rudertraining schon auf den Espresso zu Hause freue“, berichtet er. Und das kann er nach dem Uni-Abschluss nun auch wieder ganz ohne Hektik genießen.

14.06.2020 | von Felix Kannengießer

 

So kennen die meisten Menschen Felix Wimberger: im Ruderboot, hier aktuell bei Trainigsfahrten auf dem Dortmund-Ems-Kanal im Vierer ohne Steuermann.

Der 30-Jährige ist seit der Kindheit technikaffin und hat gerade sein Masterstudium in Maschinenbau abgeschlossen. Hier ist er bei einem Praktikum bei Wilo im Jahr 2016 zu sehen.

Entspannen kann Felix Wimberger am besten bei einer Tasse Espresso, gerne auch mit Ruderkollege Johannes Weißenfeld.

Auch mit Skiern und Schnee fühlt sich Felix Wimberger wohl, der in Passau groß geworden ist. Hier ist er mit dem Team Deutschland-Achter im Trainingslager in St. Moritz.

Die Heimat sind die Berge

Felix Wimbergers Heimat ist Passau. Da sind die Alpen nicht weit. Dementsprechend gehören auch Wintersport und die Berge zu den Leidenschaften des Ruderers. „Ich liebe alles, was mit den Bergen zu tun hat. Allein schon das Gefühl, auf einem Berg zu sitzen und in die Ferne zu schauen, das hat für mich etwas unheimlich Beruhigendes. Ich habe das Leben in Dortmund zu schätzen gelernt, aber die Heimat vermisse ich trotzdem oft“, sagt Wimberger.

Termine

SH Netz Cup in Rendsburg:
Freitag, 06.09., ab 19:30 Uhr: Stadtwerke SH Ergo-Cup der internationalen Achter
Samstag, 07.09., 16:00 Uhr: Sprint-Regatta über 250 Meter im Rendsburger Kreishafen
16:55 Uhr: Ergo-Cup der Steuerleute
Sonntag, 08.09., 14.15 Uhr: Rudermarathon über 12,7 Kilometer von Breiholz nach Rendsburg 

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