Auf stetem Kurs zum Ziel

Kaspar Virnekäs hat sich kontinuierlich weiterentwickelt und dafür einige Hürden genommen

Kaspar Virnekäs geht in seine zweite Saison im A-Kader. Im ersten Jahr nach dem Aufstieg aus dem U23-Bereich hat der 23-Jährige direkt den Sprung ins Team Deutschland-Achter geschafft. So soll es für den Bayer im Ruhrgebiet auch weitergehen, genau wie es fast immer in seiner Laufbahn war: Schritt für Schritt, Schlag für Schlag ging es kontinuierlich voran, auch wenn er dafür einige Herausforderungen meistern musste. Damit der nächste Schritt gelingt, dafür hat er seine nächsten Ziele schon gesteckt.

Virnekäs saß im Juli 2015 das erste Mal im Ruderboot, weil in seinem Gymnasium Projekttage angeboten wurden. Vorher hatte er beim Gautinger SC als groß gewachsener Innenverteidiger Fußball gespielt. Doch beim Rudern sprang schnell der Funke über, sodass die Fußballschuhe immer öfter im Schrank blieben. Einer der wichtigsten Gründe war ganz pragmatisch. „Das Rudern hat Spaß gemacht, aber ich denke, es hat auch viel damit zu tun gehabt, dass schnell die ersten Erfolge kamen. Das Gewinnen macht es für mich bis heute aus – und die Gesellschaft der Leute, vor allem hier am Stützpunkt“, erzählt der 23-Jährige.

Gleich bei seiner ersten Regatta gewann er vier von vier Rennen. In Bayern zählte er in seinem Jahrgang schnell zur Spitze. Ein Jahr später durfte er sich 2016 bei den Deutschen Meisterschaften beweisen und wieder ein Jahr später holte er gemeinsam mit Tom Tewes DM-Silber im Zweier. Von da an ging die Erfolgsstory kontinuierlich weiter. „Eines der Highlights war für mich Bronze bei der Junioren-WM 2019 mit Tom Tewes. Das war der internationale Startschuss für mich. Da hat man dann auch gemerkt, dass es immer weiter vorangeht und ich in den Spitzenbereich vordringen kann“, sagt Virnekäs. Auch im U23-Bereich klappte das ganz gut: 2023 ruderte er im U23-Achter auf der Weltmeisterschaft in Plovdiv wieder zu Bronze.

1,8 Sekunden fehlten zu Olympia

In der Saison 2023/24 stieg Virnekäs schließlich in den A-Kader auf und schaffte auf Anhieb den Sprung ins Team Deutschland-Achter. Doch Glück und Pech liegen oft nah beieinander: Im Vierer ohne Steuermann rauschte er in der entscheidenden Nachqualifikation in Luzern 1,8 Sekunden an einem Ticket für die Olympischen Spiele vorbei. „Diese 1,8 Sekunden zu Olympia tun schon weh, aber dadurch ist die Lust auf Olympia noch größer geworden. Und auch die Saison wird mir immer gut in Erinnerung bleiben, zum Beispiel der Weltcup in Varese, wo wir Vierter geworden sind“, verrät er.

Virnekäs ist ein Durchstarter, in seiner Laufbahn ging es eigentlich immer stetig voran. In einem kleinen Loch steckte er lediglich in den Jahren 2021/22. Was zum einen am Umzug nach Dortmund lag, denn die Umgewöhnung von Gauting, einer ländlichen Gemeinde in der Nähe von München, in die Großstadt ging zunächst nicht ganz so leicht von der Hand. „Es ist schon ein großer Unterschied, vor allem von der Landschaft, aber ich habe mich hier eingelebt“, sagt Virnekäs, der heute mit seiner Freundin gemeinsam in Dortmund wohnt. Zum anderen gab es Probleme auf dem Ergo, denn er war damals, in der Saison 2021/22, viel mit seiner Physis, seinem Gewicht beschäftigt. Das war beim Rudern für ihn schon immer ein Thema.

Viel Gewicht zugelegt

In seiner ersten Rudersaison trat Virnekäs als Leichtgewicht an. „Aber mit 1,92 Meter war das ein Krampf, deswegen war der Sprung ins Schwergewicht eine Erleichterung“, erzählt er. Doch während er im Leichtgewicht an der oberen Grenze kratzte, war es eine Gewichtsklasse höher nun genau umgekehrt eine Herausforderung. „Die Grenze zum Leichtgewicht liegt bei 65 kg. Ich war dann ewig lang bei rund 70 kg. Es hat zwei, drei Jahre gedauert, bis ich die 80 kg geschafft habe. Beim Rudern ist es schwierig, weil die Ausdauereinheiten zehren. Ich habe da sehr viel gegessen. Und wenn es genug war, dann habe ich noch mehr gegessen: Kohlenhydrate, Proteine, Gemüse“, erklärt Virnekäs, dessen Lieblingsgericht Geschnetzeltes mit Reis ist: „Gerne auch zu Hause selbst gekocht, denn wenn man auswärts essen geht, ist es nie genug.“

Heute hat Virnekäs über 90 Kilogramm auf den Rippen und ist damit in einem guten Bereich – trotzdem zählt er damit noch zu den Leichteren im Team. Das gleicht er mit seiner starken Technik wieder aus. Gleichzeitig will er an seiner Physis weiterhin arbeiten. „Ich merke schon, dass ich durch die aufgebaute Masse Belastungen besser wegstecken kann, aber ich will und muss mehr trainieren. Ich habe mir vorgenommen, physisch noch stärker zu werden. Ruderisch muss man natürlich auch immer weiter ranklotzen“, sagt er und blickt nach vorne: „Ich will den Anschluss halten und mich wieder für eines der Boote empfehlen, egal welches. Ich will zur WM nach Shanghai.“

Für das Studium im Labor

Neben dem Leistungssport stemmt Virnekäs sein Biologie-Studium an der Ruhr-Universität Bochum. Bis zuletzt hat er sechs Wochen Praktikum in einem Labor absolviert, dabei untersucht, wie sich ein Enzym unter Einwirkungen von Plasma verhält. Von 8 bis 17 Uhr war er dafür an der Uni. Da war es für ihn recht praktisch, dass vorwiegend im Einer trainiert wurde – die Einheiten hat er jeden Werktag direkt an das Praktikum drangehängt, am Wochenende war er bei der Mannschaft. Nach dem Praktikum steht die Bachelorarbeit an, aber der Fokus liegt bei ihm beim Rudern: „Darauf will ich mich jetzt erstmal ganz konzentrieren.“

Wege zur Entspannung

Entspannen kann Virnekäs bei all dem Trubel etwa beim Lesen, zum Beispiel Science-Fiction-Romane, oder auf der Spielekonsole, die manchmal auch über Internet mit den Brüdern in der Heimat verbunden ist. Am liebsten ist er mit seiner Freundin oder seinen Kollegen zusammen, zu denen auch einige Athleten vom Stützpunkt zählen – „die verstehen auch, wenn man um 22 Uhr Schluss macht und schlafen geht“, sagt er und lacht. Auch Sport gehört immer noch zu seinen Hobbies, am liebsten Rennradfahren, während das Skifahren, Schwimmen und Windsurfen seltener geworden sind.

Äußerst gerne ist er auch in seiner Heimat. „Es ist immer schön, wenn ich wieder nach Hause komme, obwohl das nicht mehr so oft geht“, sagt er. Zwei- bis dreimal im Jahr ist er in Gauting, auch bald wieder an den Weihnachtstagen – jener Zeit des Jahres, in der die Athleten vom Stützpunkt ins Heimtraining übergehen. Wenn Virnekäs in der Heimat ist, besucht er Familie und Freunde, der Münchener Ruder-Club ist ebenso immer eines der Ziele. Dort nimmt er in den kommenden Tagen an der Feier zum Saisonabschluss teil und bestreitet mit dem „Munich8“ sein Heimtraining, bis es Anfang Januar wieder in Dortmund losgeht. Dann soll es weiter kontinuierlich vorangehen.

11.12.2024 | von Felix Kannengießer

Kaspar Virnekäs am Stützpunkt Dortmund, beim Weltcup in Varese im Vierer ohne und mit Theis Hagemeister im Zweier.

Bilder: Detlev Seyb & Maren Derlien

Termine

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