Deutschland-Achter setzt großes Ausrufezeichen

Ruder-EM in Plovdiv: DRV-Flaggschiff bezwingt zum Auftakt den Olympiasieger und verpasst Weltbestzeit nur knapp. Finale am Sonntag wird großen Medaillenjagd.

Die Jagd ist eröffnet. Nach der Jagd auf die Weltbestzeit folgt die Medaillenjagd. Bei den Europameisterschaften in Plovdiv setzte der Deutschland-Achter ein überdeutliches Ausrufezeichen. Das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes gewann den Vorlauf mit über einer Bootslänge Vorsprung vor Olympiasieger Großbritannien und machte den Einzug ins Finale (Sonntag, 12.28 Uhr Ortszeit/11.28 Uhr deutscher Zeit) perfekt.

Die vor wenigen Wochen neu zusammengestellte Crew mit Theis Hagemeister, Sönke Kruse, Julius Christ, Olaf Roggensack, Tobias Strangemann, Benedict Eggeling, Mattes Schönherr, Paul Klapperich und Steuermann Jonas Wiesen blieb mit 5:18,79 Minuten gerade einmal elf Hundertstelsekunden über der Weltbestzeit (5:18,68), aufgestellt durch den Deutschland-Achter 2017 beim Weltcup in Posen. „Es ist einerseits ärgerlich, dass wir den Rekord so knapp verpasst haben. Aber wir freuen uns darüber, mit einer neuen Mannschaft und einer solchen Performance den Olympiazyklus einzuläuten“, sagte Mattes Schönherr.

Nach schnellem Start fand die Mannschaft in einen guten Streckenschlag und fuhr dem Hauptkonkurrenten aus Großbritannien Platz um Platz davon. Der Deutschland-Achter überquerte mit einem Vorsprung von über einer Bootslänge die Ziellinie. „Jonas, unser Steuermann, hat 300 Meter vor dem Ziel angesagt, dass wir dabei sind, die Weltbestzeit zu jagen. Das hat uns zusätzlich gepusht“, meinte Julius Christ, einer von fünf neuen Ruderern im Boot. Nicht nur ihn wunderte, wie schnell das deutsche Paradeboot so früh in der Saison schon ist: „An den letzten Tagen haben wir gemerkt, dass wir gut unterwegs sind. Aber heute waren wir noch deutlich schneller als bei unserem Vorbereitungsprogramm.“

„Ich liebe es, Zeiten zu jagen und Rekorde zu knacken.“ 

Auch der neue Schlagmann Theis Hagemeister war euphorisch, riet aber auch gleich dazu, das Ergebnis nicht zu überschwänglich zu bewerten: „Ich liebe es, Zeiten zu jagen und Rekorde zu knacken. Das gibt mir eine zusätzliche Motivation. Jetzt gilt es aber, bodenständig zu bleiben. Für uns als Team gibt es noch einige Stellschrauben, an denen wir weiterarbeiten müssen. Physisch und technisch können wir uns noch verbessern.“

Die Konkurrenz – Großbritannien wie auch der Olympiazweite aus den Niederlanden, der den anderen Vorlauf gewann – ist nun gewarnt. Zwei Tage haben die Mannschaften nun Zeit, zu regenerieren und die nötige Frische zurück zu gewinnen. Es wird ein umkämpftes Finale am Sonntag erwartet. „Das wird ein hartes Rennen. Die anderen werden schneller losfahren. Aber wir sind gut drauf und belohnen uns dann hoffentlich mit einer Medaille“, meinte Julius Christ, während Mattes Schönherr hinzufügte: „Jetzt gilt es, so eine Leistung immer wieder abzurufen. Direkt am Sonntag im Finale, aber auch bei den nächsten Regatten. Wir haben ein gutes Grundverständnis untereinander entwickelt und wollen eine stabile Basis aufbauen.“

Zweier im Halbfinale – „Wir haben jetzt nichts mehr zu verlieren“

Simon Schubert und Kaspar Virnekäs sind mit einem beherzten Rennen als Vorlauf-Dritter ins Zweier-Halbfinale eingezogen. Nur die Boote aus Tschechien und Litauen waren schneller. Schubert/Virnekäs fuhren bei ihrem EM-Debüt und ersten gemeinsamen 2.000-Meter-Rennen im Zweier mutig los und lagen nach 1.000 Metern in Führung. Auf der zweiten Streckenhälfte mussten sie zunächst die Olympia-Achten aus Litauen und schließlich noch die Tschechen vorbeiziehen lassen, Rang drei geriet aber nicht mehr in Gefahr. Damit war im ersten Vorlauf direkt klar, dass sie weiter sind. „Gut, dass wir nicht zittern mussten. Das Ziel, das wir uns für diese Regatta gesteckt hatten – das Halbfinale, haben wir erreicht. Morgen können wir befreit auffahren. Wir haben nichts mehr zu verlieren“, sagte Simon Schubert.

Am Rande der Strecke kamen bei den Beiden Erinnerungen an die U23-WM vor zwei Jahren auf. „Wir haben bestätigt, dass uns die Strecke in Plovidv liegt“, bemerkte Virnekäs. Als Schlaghaus-Paar gewannen Schubert/Virnekäs hier mit dem U23-Achter WM-Bronze. 

Vierer fährt als Vorlauf-Fünfter ins B-Finale

Der Vierer ohne Steuermann musste als Fünfter im Vorlauf die Hoffnungen aufs A-Finale schon nach dem ersten Rennen bei der EM begraben. René Schmela, Wolf Niclas Schröder, Max John und Friedrich Amelingmeyer kamen hinter den Booten aus den Niederlanden, Frankreich, Serbien und Großbritannien ins Ziel. „Wir hatten im Rennen gute Phasen, aber auch schlechte. Insgesamt brauchen wir mehr Konstanz“, meinte René Schmela. Ähnlich sah es Bundestrainerin Sabine Tschäge: „Es ging zu sehr Auf und Ab. Man merkt, dass wir im Vorfeld zu viel mit Krankheitsausfällen zu kämpfen hatten.“

Eine zweite Chance gibt es nicht. Der Weltverband Fisa hat ab dieser Saison die Hoffnungsläufe abgeschafft. Durch den neuen Modus erreichten aus dem Elf-Boote-Feld beim Vierer nur die Vorlauf-Plätze eins und zwei sowie zwei weitere Boote über die Zeit den A-Endlauf. Für das deutsche Quartett mit der insgesamt zehnbesten Vorlauf-Zeit bleibt damit nur das B-Finale (Samstag, 10.05 Uhr Ortszeit/9.05 Uhr deutscher Zeit). Hier sind Serbien, Großbritannien, Tschechien und Dänemark die Gegner.

29.05.2025 | von Carsten Oberhagemann

 

Schnell gestartet, schnell im Ziel: Der neu zusammengestellte Deutschland-Achter gewann den Vorlauf bei den Ruder-Europameisterschaften im bulgarischen Plovdiv.

Platz fünf im Vorlauf: der Vierer ohne Steuermann.

Sie fuhren mutig los und ins Halbfinale: Simon Schubert und Kaspar Virnekäs im Zweier ohne Steuermann.

Fotos: Detlev Seyb

Ergebnisse

Zweier ohne Steuermann, Vorlauf: 1. Tschechien 6:22,97 Minuten, 2. Litauen 6:24,16, 3. Deutschland (Simon Schubert, Kaspar Virnekäs) 6:25,76, 4. Irland 6:26,82, 5. Türkei 6:30,65.

Vierer ohne Steuermann Vorlauf: 1. Niederlande 5:50,56 Minuten, 2. Frankreich 5:50,77, 3. Serbien 5:52,84, 4. Großbritannien 5:54,28, 5. Deutschland (René Schmela, Wolf Niclas Schröder, Max John, Friedrich Amelingmeyer) 5:56,11, 6. Tschechien 6:06,10.

Achter, Vorlauf: 1. Deutschland (Theis Hagemeister, Sönke Kruse, Julius Christ, Olaf Roggensack, Tobias Strangemann, Benedict Eggeling, Mattes Schönherr, Paul Klapperich, Steuermann Jonas Wiesen) 5:18,79 Minuten, 2. Großbritannien 5:22,45, 3. Rumänien 5:25,59, 4. Ukraine 5:51,14

Termine

Weltcup in Luzern (Schweiz, 27.-29.06.2025)

German Finals in Dresden (02./03.08.2025)

 

Trainingslager in Ratzeburg (07.-28.08.2025)

SH Netz Cup in Rendsburg (08.-10.08.2025)

Trainingslager in Ratzeburg (04.-11.09.2025)

Weltmeisterschaften in Shanghai (China, 21.-28.09.2025)

Deutschland-Achter GmbH
An den Bootshäusern 9-11
44147 Dortmund

Telefon: 0231-985125-11
Telefax: 0231-985125-25
info@deutschlandachter.de