„Zusammen sind wir ein starkes Team“

Bundestrainer Mark Emke im großen Interview, einen Monat nach seinem Amtsantritt beim Team Deutschland-Achter

Seit dem 1. März ist Mark Emke offiziell Teil des Bundestrainerteams beim Team Deutschland-Achter. Der Niederländer hat sich von der Mannschaft in seinem ersten Monat im Trainingslager im portugiesischen Lago Azul, am Stützpunkt Dortmund und beim Frühjahrstest in Leipzig einen ersten Eindruck verschaffen können. Wie der aussieht, verrät der 65-Jährige im großen Interview, ebenso wie der Wechsel nach Deutschland zustande kam, was er in Dortmund vorhat und wie er seine Trainingsphilosophie beschreibt.

Du warst selbst früher als Ruderer bei Olympia 1984. Wie hat deine aktive Karriere deine Arbeit als Trainer beeinflusst?

Mark Emke: Es hat mich sehr viel beeinflusst. Man nimmt mit, was man selbst als Ruderer erfahren hat und will es weitergeben. Ich gehe gerne nach dem eigenen Gefühl, aber es ist jetzt nicht mehr genau das gleiche wie früher als Ruderer. Ich habe 1996 als Trainer angefangen und immer mehr gelernt, wie ich im Amt mit den Sportlern umgehen muss. Das war ein Prozess.

Du warst jahrelang erfolgreich Trainer in den Niederlanden. Wie hast du das Team Deutschland-Achter wahrgenommen?

Mark Emke: Es war immer eine große Konkurrenz. Wir haben schon geschaut, was die vom Team Deutschland-Achter machen – warum sie oder wir schneller sind. Ich kann mich noch gut erinnern: Bei Olympia in Rio 2016 waren wir bis 200 Meter vor dem Ziel vor dem Deutschland-Achter, dann haben sie uns noch eingeholt. Danach hatte ich eine Zeit als Trainer im Vierer ohne, auch da sind wir auf die Deutschen getroffen, haben mal gewonnen, mal verloren. So ging es über die Jahre immer hin und her.

Was hat dich bewogen, zum Team Deutschland-Achter zu kommen?

Mark Emke: Ich hatte mit Robert Sens schon Kontakt als er noch in Österreich war. Als er dann als Vorstand zum DRV gewechselt ist und mich gefragt hat, musste ich erstmal nachdenken. Ich war in Rente, habe noch ein bisschen was beim Studenten-Ruderclub Nereus in Amsterdam gemacht. Dann habe ich mir gedacht: Es macht mir zu viel Spaß, ich will weitermachen, also lass es uns tun! Es ist jetzt gerade ein guter Zeitpunkt: Hier wird nach Olympia etwas Neues aufgebaut, um wieder auf einen guten Standard zu kommen. Das mitzumachen ist eine schöne Aufgabe.

Wie bist du im Ruhrgebiet angekommen?

Mark Emke: Ich miete eine Wohnung in Dortmund. Sie liegt im Norden, hier habe ich eine internationale Umgebung, das erinnert mich an Amsterdam. Auch die Tradition zum Bergbau wird deutlich, Dortmund ist eine Arbeiterstadt. Für mich ist es angenehm hier. Meine Frau ist noch in Holland, wir haben ein Haus in Amsterdam und Groningen. Vielleicht kommt sie auch noch nach Dortmund, ansonsten reise ich am Wochenende oft in die Heimat. Das sind auch nur zweieinhalb Stunden.

Wie nimmst du den Stützpunkt in Dortmund wahr?

Mark Emke: Wir haben hier alles, was wir brauchen in der Anlage. Was ich mir wünschen würde, wäre noch ein Athletiktrainer, der schaut, was im Kraftraum passiert. Das würde einen weiteren Schritt nach vorne bedeuten. Ich würde mich auch freuen, wenn der Deutsche Ruderverband hier vor Ort ist, damit wir ständig im direkten Austausch sein können.

Welche Eindrücke hast du vom Team?

Mark Emke: Das meiste funktioniert schon gut. Wir haben gute Sportler hier und wir wollen sie alle auf ein höheres Niveau bringen. Das ist ein Prozess, der Zeit braucht. Was Sabine hier angefangen hat, ist sehr gut, den Weg wollen wir weitergehen. Ich werde meinen Teil dazu beitragen. Es gibt einige Sachen, an denen ich gerne arbeiten will. Ich kann alles hier von einer Außenperspektive betrachten und Dinge hinterfragen. Zum Beispiel haben sich bei manchen Sportlern Dinge eingeschliffen – sie machen immer die gleichen Dinge, aber sie wissen manchmal gar nicht warum. Das möchte ich aufbrechen.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit im Trainerteam?

Mark Emke: Die Zusammenarbeit läuft sehr gut. Gerade mit Bundestrainerin Sabine Tschäge ist es sehr intensiv. Ich habe immer das Gefühl, dass wir die Dinge hier zusammen machen und das ist auch gut so. Wir haben einen guten Austausch von Erfahrungen und ergänzen uns. Sie ist zum Beispiel deutlich besser in Sachen Organisation, das ist keine Stärke von mir. Zusammen sind wir ein starkes Team, auch mit Thomas Affeldt.

Wie würdest du deine Trainingsphilosophie beschreiben?

Mark Emke: Am ehesten so: Wenn wir nicht einmal gelacht haben, dann war es kein gutes Training. Im Ernst, es ist wichtig, dass es auch Spaß macht. Und mir ist die Verbindung zu den Athleten wichtig. Wenn ich offen zu ihnen bin, dann sind sie auch offen zu mir. Auf diese Art und Weise lässt sich gut arbeiten. Als ich noch ein aktiver Ruderer war, wurde ich als feiner Techniker beschrieben. Das will ich den Sportlern auch beibringen. Ich weiß, wie ein Boot sich bewegen sollte und wie man ein Boot bewegen sollte.

Das Team besteht aus einer Mischung aus jungen und erfahrenen Ruderern. Worauf kommt es da an?

Mark Emke: Das wichtigste ist, dass alle in eine Richtung blicken. Ich denke, es geht auch nicht um das Alter. Da sind Olaf Roggensack und Tobias Strangemann ein gutes Beispiel, einer unserer erfahrensten und einer unserer jüngsten Ruderer sitzen zusammen im Zweier und es klappt sehr gut.

Wenn wir den Blick nach vorne zur Kleinbootmeisterschaft in Brandenburg richten, welche Erwartungen hast du?

Mark Emke: In Brandenburg kommt es auch auf die Bedingungen an, aber wir haben gute Zweier. Im Training sieht man, wer schnell ist und wer noch zulegen muss. Du musst jeden individuell betrachten. Wir wollen alle fördern und das Optimum als Team rausholen. Alle besser zu machen, ist unser wichtigstes Ziel.

Zum Abschluss mal weg vom Rudern. Was machst du, wenn du den Kopf frei vom Rudern kriegen willst?

Mark Emke: Ich bin eigentlich immer mit dem Rudern beschäftigt. Wenn ich nicht als Trainer aktiv bin, dann trainiere ich selbst. Ich habe einen Einer in Holland und rudere noch regelmäßig. Im Achter trete ich für RIC Amsterdam auch noch bei Wettkämpfen an, zum Beispiel beim Head of the River Amstel oder dem Heineken Roeivierkamp in Amsterdam. Wenn es nicht Rudern sein soll, dann gerne Fahrradfahren. Mein Rennrad habe ich noch in Groningen, aber das will ich nach Dortmund holen und hier fahren.

04.04.2025 | Interview: Felix Kannengießer

Mark Emke (mitte) mit Sabine Tschäge und Thomas Affeldt.

Mark Emke im Einsatz beim Frühjahrstest in Leipzig.

Fotos: Detlev Seyb 

Termine

Deutsche Kleinbootmeisterschaften in Brandenburg (11.-13.04.2025)

Europameisterschaften in Plovdiv (Bulgarien, 29.05.-01.06.2025)

Weltcup in Varese (Italien, 13.-15.06.2025)

Weltcup in Luzern (Schweiz, 27.-29.06.2025)

German Finals in Dresden (02./03.08.2025)

 

Trainingslager in Ratzeburg (07.-28.08.2025)

SH Netz Cup in Rendsburg (08.-10.08.2025)

Trainingslager in Ratzeburg (04.-11.09.2025)

Weltmeisterschaften in Shanghai (China, 21.-28.09.2025)

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