Mark Hinrichs findet seinen Rhythmus auf dem Wasser

Vom Musiker zum Ruderer: Wie Disziplin, Leidenschaft und Teamgeist Hinrichs Leben begleitet haben

Mark Hinrichs hat viele Talente, unter anderem die Musik. Viele Jahre war er bei den berühmten Limburger Domsingknaben und entdeckte bei Konzertreisen die Welt. Seinen wahren Rhythmus aber findet er auf dem Wasser – im Rudersport, wo er sich zu einem der besten Athleten Deutschlands entwickelt hat. Das Rudern ist für ihn mit vielen Emotionen und Geschichten verbunden. In seinen elf Jahren im Ruderboot hat er schon einiges erlebt und erreicht, aber auch Rückschläge hinnehmen müssen und überwunden. Für die Zukunft hat er sich hohe Ziele gesteckt.

Das erste Mal im Ruderboot saß Hinrichs mit 13 Jahren, bei den Limburger Domsingknaben war er bereits mit vier Jahren Mitglied. Die Chorzeit prägte ihn nachhaltig. Bei Konzertreisen, unter anderem nach Israel, Finnland und in die Türkei, stand er auf der Bühne. Auch Klavier und Gitarre lernte er spielen. Bis zu seinem 14. Lebensjahr begleitete ihn diese Leidenschaft. Von den Instrumenten ist nur noch eine Ukulele geblieben, Singen hört sein Umfeld ihn hingegen immer wieder – ob im Kraftraum, in der Umkleide oder im Auto. „Es gibt Momente, in denen ich einfach losschmettere, wenn es keiner erwartet“, erzählt der 24-Jährige.

Unter Brüdern

Die Zeit als Sänger hat ihn geprägt und ihm später auch beim Einstieg in den Rudersport geholfen. „Die musische Ausbildung hatte viel mit Disziplin zu tun. Ich kann viele Parallelen ziehen. Ich habe auch gemerkt, dass es sich auszahlt, wenn man dranbleibt. Das war charakterbildend“, erinnert er sich. Seinen Weg zum Rudern fand Hinrichs durch seinen älteren Bruder Tom, mit dem er bis heute eine enge Verbindung hat. Beide treffen sich regelmäßig auf Wettkämpfen und tauschen sich dann über Bootstechnik aus, denn sein Bruder arbeitet mittlerweile bei der Bootswerft Empacher. Auch die Eltern schauen bei Wettkämpfen gerne zu. „Diese familiäre Atmosphäre motiviert mich. Ich will beim Rudern auch meine Familie stolz machen“, so Hinrichs. Im vergangenen Herbst sind die Brüder bei der Limburger Regatta gemeinsam gerudert und haben einige Rennen gewonnen. Doch Hinrichs hat noch andere Pläne. Die Höhen und Tiefen der vergangenen Jahre haben ein klares Ziel geformt.

Kreuzbandriss war ein Schock

Seinen ersten Erfolg als Ruderer feierte Hinrichs beim Limburger Club für Wassersport als Hessenmeister gleich im ersten Jahr. „Ich war damals kein Überflieger, aber ich hatte eine gute Zeit“, blickt Hinrichs auf seine Anfangszeit zurück. Als im Junioren-Bereich später schließlich immer mehr ausgesiebt wurde, hielt er sich über Wasser, ausgerechnet dann aber folgte die erste richtig große Verletzung: ein Kreuzbandriss. „Erstmal war es ein Schock. Doch ich konnte die Situation ins Gegenteil umwandeln“, erzählt er. Hinrichs ließ sich nicht unterkriegen und kam umso stärker zurück. 2019 wurde er Europa- und Weltmeister im Junioren-Bereich. Das hat einen dreijährigen Zyklus eingeleitet, der sehr erfolgreich für ihn war.

Höhen und Tiefen

„Zu der Zeit hat einfach viel zusammengepasst“, so Hinrichs, der zu dieser Zeit auch den Umzug von Limburg nach Dortmund in die Nähe des Stützpunktes stemmte: „Ich habe gemerkt, dass ich hier Fuß fassen kann.“ Nach dem U23-EM-Titel im Achter 2020 und U23-WM-Bronze 2021 rückte er als Ersatzmann in das Team Deutschland-Achter auf. Über die Jahre hatte er seine Einsätze in allen drei Bootsklassen: im Zweier, Vierer und auch im Deutschland-Achter. „Das war schon ein anderes Level plötzlich. Doch auch hier wurde ich wieder geerdet. Leider war der Weg von Erkrankungen und Schwierigkeiten gepflastert“, berichtet Hinrichs. Aus der Bahn warf ihn am Ende eine Mandel-Operation, weswegen der Zug zu den Olympischen Spielen nach Paris ohne ihn abfuhr.

Loch überwunden

„Dass es wegen der Krankheit nicht gereicht hat, sich wenigstens um einen Platz bewerben zu können, war eine große Enttäuschung für mich. Paris war mein Ziel und mein Traum, auch wenn ich wusste, dass ich mit 23 Jahren noch sehr jung bin. Für mich war das schwierig, es emotional zu verkraften. Aber ich habe mich damit auseinandergesetzt und auch für das Team gefreut. Ich war dann als Zuschauer dabei, auch wenn es wehgetan hat“, verrät Hinrichs. Trotzdem blickt er optimistisch in die Zukunft. Er hat das „Loch“ überwunden und ist bereit, mit neuer Energie den nächsten Olympia-Zyklus anzugehen: „Ich habe das Vertrauen darin, dass ich das Beste rausholen werde, wenn ich alles gebe. Ich will unbeschwert an die Sache rangehen, aber mit vollem Elan. Olympia in LA ist zu 100 Prozent das Ziel.“ Auch dabei stehen Disziplin, Leidenschaft und Teamgeist wieder vorne – Eigenschaften, die ihn sowohl im Sport als auch im Leben prägen.

Hobby-Gärtner

Wenn sich Hinrichs mal vom Rudern entspannen will, stehen allerlei Beschäftigungen an, ob Darts, Treffen mit Freunden, Lesen, Spazieren oder seit neustem das Züchten von eigenen Pflanzen – Paprika hat er schon erfolgreich auf dem Balkon hochgezogen. Die Füße legt er hingegen seltener hoch. „Grundsätzlich beschäftige ich mich lieber mit Dingen“, sagt er. Das gilt auch für das Studium, Sozialwissenschaften an der Ruhr-Universität. Aktuell schraubt er am Bachelorabschluss, danach soll das Masterstudium folgen. Erste praktische Erfahrungen hat er kürzlich bei einem Praktikum im Auswärtigen Amt gemacht. „Und wenn das nichts wird, habe ich noch einen Plan B, dann werde ich Feuerwehrmann oder Möbelrestaurator“, so Hinrichs, der auch handwerklich gut veranlagt ist.

Rudern bleibt die Nummer eins

Am Ende kehrt Hinrichs aber immer wieder ins Ruderboot zurück. Das hat viele Gründe, wie er erklärt: „Der Sport an sich macht mir unheimlich Spaß. Es gibt nichts Schöneres, als auf dem Wasser und in der Natur zu sein. Die Wettkämpfe finden vor tollen Landschaften statt, zum Beispiel in Bled oder Luzern, da ist die Atmosphäre einzigartig. Und am Ende ist Rudern der ultimative Teamsport, auch dafür stehe ich. Ich mag die Gemeinschaft, die man daraus ziehen kann. Dafür bin ich auch gerne bereit, Leistungssport zu machen und mich zu quälen.“

05.03.2025 | von Felix Kannengießer

Mark Hinrichs.

Termine

German Finals in Dresden (02./03.08.2025)

Trainingslager in Ratzeburg (07.-28.08.2025)

SH Netz Cup in Rendsburg (08.-10.08.2025)

 

Trainingslager in Ratzeburg (04.-11.09.2025)

Weltmeisterschaften in Shanghai (China, 21.-28.09.2025)

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