Ella hat Torben Johannesens Lebens auf den Kopf gestellt

Neue Serie „Über dem Bootsrand“ im zweiten Teil mit Torben Johannesen aus dem Deutschland-Achter

Die Ruderer aus dem Team Deutschland-Achter sind meistens auf dem Wasser zu sehen, wie sie ihre Boote vorantreiben, trainieren und in Wettkämpfen die deutschen Farben vertreten. In unserer neuen Serie blicken wir über den Bootsrand hinaus und schauen, was für Menschen hinter den sportlichen Leistungen stecken. In unserem zweiten Teil haben wir mit Torben Johannesen aus dem Deutschland-Achter gesprochen.

Vor einem Jahr hat für Torben Johannesen ein neues Kapitel in seinem Leben begonnen: Mit der Geburt von Tochter Ella hat sich für den Olympia-Silber-Gewinner von Tokio einiges verändert. „Die Familie ist noch mehr in den Mittelpunkt des Lebens gerückt und vor allem natürlich unser Kind. Jetzt müssen meine Frau und ich alles das Familienleben um den Sport drumherum planen. Viele Dinge haben sich verändert“, beschreibt der 28-Jährige und betont: „Es ist anstrengend und kostet viel Schlaf, aber es ist auch unfassbar schön. Ein Kind gibt einem sehr viel.“

Zur Geburt seines Kindes und auch in der ersten Zeit danach weilte Johannesen mit seiner Frau Kristin in Lübeck. Von dort aus zog er sein Trainingsprogramm alleine durch. Mittlerweile wurde mit Bundestrainerin Sabine Tschäge eine Blocklösung erarbeitet: Für ein paar Tage trainiert er in der Heimat, vor allem vor und nach den Wettkämpfen ist er aber beim Team am Stützpunkt Dortmund. „Mit dieser Lösung ist es für uns besser zu planen, ich weiß immer genau, wo ich stehe. Dadurch reduziere ich das Pendeln“, erzählt Johannesen.

Bei den Wettkämpfen auf der Tribüne

Wenn der Backborder in der Heimat trainiert, geht es zur Lübecker Rudergesellschaft oder zum RC Favorite Hammonia in Hamburg. Die Trainingszeiten passt er dann an das Familienleben an. „Eine hundertprozentige Planung ist nie möglich, Kinder haben ihren eigenen Rhythmus“, weiß Johannesen. Meistens kommt er schon gegen 6 oder 7 Uhr zur ersten Einheit des Tages. In Dortmund läuft das Training für ihn geregelter ab, dafür muss dann die Familie Kompromisse eingehen. Oft reisen seine Frau Kristin und Tochter Ella mit ins Ruhrgebiet. Auch die ersten Wettkämpfe hat sein Töchterchen schon gesehen, wobei das Wort sehen etwas übertrieben ist, denn während der Rennen legt sie momentan noch lieber ihren Mittagsschlaf ein. „Aber für mich ist es schön zu wissen, dass die Familie dabei ist, das gibt mir Sicherheit. Und es ist ein tolles Gefühl, nach dem Rennen nach Hause zu kommen und dann einfach Familienvater und nicht mehr Sportler zu sein“, so Johannesen.

Andere Werte im Vordergrund

Durch die Vaterrolle hat sich Johannesens Leben auf den Kopf gestellt. Wenn er nicht im Boot sitzt, stehen nun ganz andere Werte im Vordergrund als früher. „Für mich geht es im Privatleben nicht darum, möglichst schnell zu sein, sondern die Zeit, die ich mit meiner Familie habe, maximal zu genießen . Das Leben neben dem Sport hat für mich an Bedeutung gewonnen. Ich fühle eine Art Sicherheit, dass es noch was anderes als Rudern gibt. Ich freue mich jedes Mal darauf, nach Hause zu kommen“, sagt er.

Große Unterstützung

Dass er den Leistungssport mit dem Familienleben so gut vereinbaren kann, ist nicht selbstverständlich. Den Grund dafür sieht er in seiner Frau Kristin. „Ohne sie würde ich das nicht schaffen, sie hält mir immer den Rücken frei, hat Verständnis und gibt mir Freiräume für den Sport. Sie weiß, dass es mein großer Traum ist, nochmal zu Olympia zu fahren und unterstützt mich dabei“, schwärmt Johannesen: „Das gilt auch für die ganze Familie, meine Eltern, die Schwiegereltern und Geschwister.“

Studienabschluss in Sicht

Der Spagat zwischen Familie und Leistungssport ist das eine, Johannesen muss sich aber noch etwas mehr strecken, denn auch sein Studium treibt er voran. Zur Geburt hatte der Geographie- und Sportstudent der Universität Hamburg pausiert, nun hat er alle nötigen Kurse bestanden und nimmt die Bachelorarbeit in Angriff – die übrigens ruderisch geprägt ist: Für seine Abschlussarbeit beschäftigt er sich mit dem RP3-Ergometer. „Ich will vor der olympischen Saison fertig sein und nach Olympia dann meinen Master dranhängen“, bekräftigt er.

„Es ist wunderschön, dabei zu sein“

Mit Leistungssport, Familie und Studium bleibt bei Johannesen nicht mehr viel Freizeit für Hobbys übrig. Das ist für ihn aber völlig okay: „Wenn ich Zeit habe, investiere ich sie zu 100 Prozent in meine Familie. Es ist für mich super schön zu sehen, wie Ella aufwächst. Gerade macht sie ihre ersten Schritte. Es ist einfach wunderschön, dabei zu sein.“ Und wenn die Familie mal nicht bei ihm ist, zieht es den Sportler nach den Einheiten ans Handy, um zu telefonieren oder einen Videochat zu starten, wie Johannesen erzählt: „Ich will immer wissen, was es Neues gibt.“ Damit er keine Seite im neuen Kapitel seines Lebens verpasst.

26.07.2023 | von Felix Kannengießer

Torben Johannesen in seiner Vaterrolle …

… und als Ruderer im Deutschland-Achter.

Fotos: Detlev Seyb

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