Jannik Metzger: Hartnäckigkeit zahlt sich aus
„Immer dranbleiben“ – so lautet Jannik Metzgers Motto, das ihn vom Schülerrudern ins Team Deutschland-Achter gebracht hatMit 24 Jahren hat Jannik Metzger bereits einen weiten Weg im Rudersport zurückgelegt. Sein Werdegang zum Leistungssportler zeigt, dass Erfolg oft von Ausdauer, Zielstrebigkeit und der Fähigkeit abhängt, Herausforderungen anzunehmen. Metzger ist immer hartnäckig drangeblieben und hat sich so den Traum erfüllt, für Deutschland als Ruderer zu starten. Doch das soll nur der Anfang sein.
Metzger ist 2014 mit 13 Jahren über ein Angebot an seiner damaligen Schule, dem Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach, zum Rudern gekommen. Vorher war er sechs Jahre lang leidenschaftlicher Fußballer, als groß gewachsener Innenverteidiger der „Turm in der Abwehr“. Doch weil ihn eine Verletzung am Fußballspielen hinderte und er immer mehr Gefallen am Rudern fand, hing er seine Fußballschuhe an den Nagel und sattelte beim Marbacher Ruderverein ganz aufs Boot um. „Rudern war für mich die coolere Option“, erzählt er.
Auch beim Rudern hat Metzger die Größe nicht geschadet, im Gegenteil: Die ersten Erfolge stellten sich schnell ein. Noch beim Schülerrudern holte er bei „Jugend trainiert für Olympia“ Silber und konnte auch auf Landesebene einige Medaillenplätze einheimsen. „Es ging relativ schnell voran mit meiner Entwicklung. Im Landesruderverband bin ich dann immer weiter hochgerutscht“, erinnert er sich. Die erste große Medaille auf Bundesebene gewann er im Junioren-A-Bereich, wo er bei den Deutschen Meisterschaften Bronze im Vierer ohne Steuermann und Gold im Achter gewann. Schlag für Schlag empfahl er sich für höhere Aufgaben und machte das Rudern von der Leidenschaft zur Berufung.
Sprung zum Leistungssportler
„Es war ein ständiger Prozess und kein ganz klarer Punkt, wo ich den Sprung zum Leistungssportler gemacht habe. Ich habe immer Ziel nach Ziel abgehakt. Ein wichtiger Schritt war sicherlich der Umzug nach Dortmund. Da war klar, dass es was Ernstes wird, auch wenn dadurch noch nicht gesichert war, dass ich es schaffe“, sagt Metzger, für den es anfangs nicht leicht war, seinen Lebensmittelpunkt zu verschieben: „Das war eine krasse Umstellung. Ich war das erste Mal aus dem Elternhaus raus, gerade fertig mit der Schule und musste mich auf eine neue Stadt, eine neue WG, ein Studium und Sport auf deutlich professioneller Ebene einstellen.“ Wie er es trotzdem geschafft hat? „Ein bisschen war es nach dem Motto: Augen zu und durch. Aber ich bin auch an den Aufgaben gewachsen.“
Zwischendurch machten sich auch Zweifel in ihm breit, ob er den Anschluss halten kann und ob es sich überhaupt lohnt, mit diesem Aufwand das Rudern zu betreiben. Doch er behielt den Kurs bei und nahm weiter Fahrt auf. „Dass ich jetzt hier Teil der Mannschaft bin, macht mich stolz. Man muss sich immer wieder bewusst machen, dass es nicht selbstverständlich ist“, erzählt er und verrät: „Letztendlich habe ich gelernt, auch durchzuhalten, wenn es in einer Phase mal nicht so klappt. Ich finde es faszinierend zu sehen, was man alles schaffen kann, wenn man immer weiter an seinem Ziel dranbleibt, auch wenn es utopisch erscheint. Am Ende zahlt es sich aus: Jede Saison aufs Neue erreicht man Grenzen, die man vorher nicht für möglich gehalten hat.“
Erster Auftritt für Deutschland
Im Jahr 2019 durfte Metzger erstmals im deutschen Nationaldress rudern, bei der U23-EM in Griechenland im Vierer. „Das erste Mal für Deutschland zu rudern, war ein prägendes Ereignis für mich. Ebenso die erste internationale Medaille und die erste U23-WM.“ 2021 ruderte er im U23-Achter zu EM-Bronze, ein Jahr später durfte er im U23-Achter bei der Weltmeisterschaft ran. Und wieder ein Jahr später war er schon Teil des Team Deutschland-Achter: Mit Julius Christ konnte er sich nach dem vierten Platz bei den Deutschen Kleinbootmeisterschaften für den Zweier qualifizieren. „Das war eine extrem aufregende Saison für mich. National so weit nach vorne zu rudern, war etwas Besonderes für mich. Und auf den Weltcups und der WM fährt man dann plötzlich gegen Leute, die vorher Vorbilder waren oder die man nur von Übertragungen kannte.“
Im Zweier schlug sich das Duo international achtbar, zahlte aber auch Lehrgeld. In der Saison darauf gelang Metzger nicht der Sprung ins Olympia-Team. Doch statt zu resignieren, gewann er mit Theis Hagemeister die Deutschen Kleinbootmeisterschaften – die ohne das Olympia-Team stattfanden – und holte Silber mit dem deutschen Achter bei den World University Games. „Der Deutsche Meistertitel war auch ein besonderes Erlebnis. Mir ist realistisch betrachtet klar, dass es kein normaler Wettbewerb war. Ich würde es aber gerne nochmal mit der vollen Konkurrenz schaffen“, sagt er selbstbewusst.
Blick nach vorne
Für diese Saison hat er sich vorgenommen, es zurück in eines der Boote des Team Deutschland-Achter zu schaffen. „Ich möchte in dem Team, das sich gerade super entwickelt, ein gutes Boot auf die WM bringen und damit weiter nach vorne fahren als zuletzt“, sagt Metzger und beschreibt die Atmosphäre, die aktuell am Stützpunkt Dortmund herrscht: „Alle packen voll mit an und versuchen, an jeder einzelnen Schraube zu drehen, um gemeinsam voranzukommen.“ Auch über den Bootsrand hinaus hat er sich klare Ziele gesteckt. Trotz des anspruchsvollen Trainingsplans treibt er sein Studium erfolgreich voran.
Im Sommer will Metzger sein Bachelor-Studium in Geographie an der Ruhr-Universität Bochum abschließen. „Ich bin noch nicht auf einen Beruf festgefahren, aber wahrscheinlich geht es in die Richtung Humangeographie, also Stadtplanung und Stadtentwicklung. Da interessiert mich auch das Thema Nachhaltigkeit.“ In den kommenden Monaten steht ein erstes Praktikum an. Das alles stemmt Metzger neben dem Leistungssport. Deswegen legt er in seiner Freizeit auch mal gerne die Füße hoch oder lässt an der Konsole seine alte Fußballliebe hochkochen. „Ansonsten kann es auch ein Spaziergang sein oder ich gehe mit meiner Kamera los. Ich brauche in meiner Freizeit einfach etwas, um den Kopf freizukriegen“, erklärt der VfB-Stuttgart-Fan.
Beim Spaziergang oder auf der Couch darf man auch mal zu träumen anfangen. Zum Beispiel, was passiert wäre, wenn Metzger nie die Ruderlaufbahn eingeschlagen hätte: „Dann wäre ich wahrscheinlich noch Fußballer.“ Vielleicht sogar für den VfB Stuttgart? „So gut war ich leider nie“, sagt er und lacht. Überhaupt ist Metzger zufrieden mit dem Weg, den er eingeschlagen und entschlossen verfolgt hat. Und auch hier hat er Träume: „Ich hoffe, in fünf Jahren auf einen erfolgreichen Zyklus mit den Olympischen Spielen in LA zurückschauen zu können und in den Berufsalltag einzusteigen.“ Sicher ist schon jetzt: Jannik Metzger wird dranbleiben. Mit seiner Zielstrebigkeit ist er gut gerüstet für die kommenden Aufgaben – ob auf dem Wasser oder an Land.
14.01.2025 | von Felix Kannengießer
Jannik Metzger ist nun schon seit über zehn Jahren Ruderer.
Fotos: Detlev Seyb/Maren Derlien
Termine
Trainingslager in Lago Azul (Portugal, 20.01.-07.02.2025)
Trainingslager in Lago Azul (Portugal, 25.02.-10.03.2025)
Langstrecke in Leipzig (29./30.03.2025)
Deutsche Kleinbootmeisterschaften in Brandenburg (11.-13.04.2025)
Europameisterschaften in Plovdiv (Bulgarien, 29.05.-01.06.2025)
Weltcup in Varese (Italien, 13.-15.06.2025)
Weltcup in Luzern (Schweiz, 27.-29.06.2025)
German Finals in Dresden (02./03.08.2025)
Trainingslager in Ratzeburg (07.-28.08.2025)
SH Netz Cup in Rendsburg (08.-10.08.2025)
Trainingslager in Ratzeburg (04.-11.09.2025)
Weltmeisterschaften in Shanghai (China, 21.-28.09.2025)
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