Der Kilometersammler

DRV-Bootsmeister Markus Schmitz fährt im Olympiajahr 20.000 Kilometer durch halb Europa

Wenn die Sportler vom Stützpunkt Dortmund am 31. Januar ins dritte Trainingslager des Deutschen Ruderverbandes (DRV) nach Lago Azul anreisen, ist er schon vor Ort: Markus Schmitz ist als DRV-Bootsmeister immer auf Achse und sorgt dafür, dass die Athleten gleich nach ihrer Ankunft mit dem Training auf dem Wasser und zu Land loslegen können. Dafür sammelt er in dieser Saison rund 20.000 Kilometer auf Europas Straßen.

Schmitz ist seit 2006 Bootsmeister beim Team Deutschland-Achter. Dabei kümmert er sich nicht nur darum, dass die Ruderboote rechtzeitig zum Training und Wettkampf gut in Schuss sind, sondern nimmt als Logistiker auch bei der Planung und Ausführung der Trainingslager eine wichtige Rolle ein. Darüber hinaus ist er der Mann für alle Fälle, auf den 48-Jährigen ist in allen Situationen Verlass. Dafür wurde er von den Sportlern schon mit dem Deutschland-Achter-Blazer geehrt.

Bis zu 22 Boote

Auch in der laufenden Saison hat Schmitz bislang wieder vollen Einsatz gezeigt. In Abstimmung mit Jost Schömann-Finck vom Stützpunkt Hamburg/Ratzeburg hat er die beiden bereits absolvierten und das bevorstehende Trainingslager des Deutschen Ruderverbandes (DRV) in Lago Azul (Portugal) vorbereitet. Dafür waren insgesamt sechs Transporte nötig. Vom Männer-Riemen-Bereich passten alle Achter, Vierer und Zweier auf einen Hänger – der kann bis zu 22 Boote aufnehmen. Dazu kamen noch die Boote der Skuller und der Frauen. Außerdem das Material, allein 30 Rennräder waren mit dabei, die mit einem ein 7,5-Tonner-Lkw transportiert wurden.

18 Meter langes Gespann

Vor den Trainingslagern muss die Logistik genau geplant werden, ebenso das Personal und die Strecken. Auch beim Transport selbst ist Schmitz eingebunden. Meistens übernimmt er den Bus mit Hänger, der die Boote aus dem Männer-Riemen-Bereich auf sich trägt. Bis zu 5,5 Tonnen hat er dann geladen. Immer mit dabei ist ein Beifahrer, mit dem er sich beim Fahren abwechselt. Insgesamt 20 Ehrenamtliche stehen für die oft über eintausend Kilometer weiten Touren quer durch Europa bereit. Mit dem 18 m langen, 2,50 m breiten und vier Meter hohen Gespann wird es manchmal ganz schön eng, aber bis jetzt ist immer alles gut gegangen. „Die Fahrten sind immer gut geplant. Gerade die Strecke nach Lago Azul ist angenehm. Sobald man Paris hinter sich hat, gibt es sehr wenig Verkehr. Die größte Herausforderung ist die Planung im Vorfeld. Es ist nicht leicht, alles unter einen Hut zu bekommen“, berichtet Schmitz.

Logistik auch im U23-Bereich

Auch für das U23-Trainingslager in Sabaudia (Italien) über den Jahreswechsel hat Schmitz die Logistik übernommen, Mitte Dezember fuhr er Katamarane und Boote Richtung Italien. Nach der Ankunft bleibt er immer noch einige Tage vor Ort, um sicherzustellen, dass alles wie gewünscht läuft. Boote einstellen und gegebenenfalls kleinere Reparaturen gehören zu seinem Repertoire. Anschließend geht es dann mit dem Flugzeug wieder zurück, bevor er zum Ende des Trainingslagers wiederkehrt, um alles abzubauen und zurück zu transportieren. So läuft es auch jetzt wieder beim dritten und letzten DRV-Trainingslager der Männer und Frauen während der Vorbereitung auf die Olympia-Saison in Lago Azul.

Großer Aufwand

Das meiste Material ist während der gut zwei Monate dortgeblieben. Für Schmitz geht es aber trotzdem schon am 29. Januar wieder nach Portugal, weil die DRV-Frauen dann ihr Trainingslager dort beenden. Deren Boote müssen wieder verpackt und eingeladen werden, die Skullerinnen ziehen weiter nach Avis. All das muss bewältigt werden, bevor das Team aus dem Männer-Riemen-Bereich ankommt. Und wenn Schmitz am 3. Februar wieder nach Deutschland zurückkehrt, ist neun Tage später schon die nächste Portugal-Reise gebucht – dann gilt es, das Trainingslager komplett aufzulösen und sämtliche Materialen – von den Booten über die Rennräder bis zur kleinsten Mutter – wieder nach Deutschland zu schaffen.

Flexibel für Paris

Für Schmitz ist das gewohnter Alltag. „Ich würde nicht sagen, dass es eine besonders stressige Saison ist. Es gab auch Jahre, in denen ich noch mehr unterwegs war“, erinnert er sich. Bis zu den Olympischen Spielen in Paris stehen für Schmitz, allein mit dem Männer-Riemen-Bereich, noch drei Trainingslager und fünf Wettkämpfe auf dem Plan: Es geht nach Italien, Ungarn, Polen, in die Schweiz und nach Österreich, ehe er schließlich Frankreichs Metropole ins Navigationsgerät eingibt. Die Organisation für die Olympischen Spiele in Paris läuft dann ähnlich ab wie bei den Trainingslagern und anderen Wettbewerben – mit einer Ausnahme: Schmitz muss etwas flexibler bleiben, denn erst im Mai findet die Nachqualifikation in Luzern statt und erst danach kann er planen, wieviele Boote Ende Juli wirklich nach Frankreich transportiert werden müssen.

Olympia ist nicht das Ende

„Ansonsten läuft es ganz normal ab. Die Strecke ist ja recht kurz, wir fahren morgens los und sind abends schon da. In Paris selbst ist der Verkehr zwar stressig und manche Hoteleinfahrt zu eng für unseren Hänger, aber wir sind zum Glück etwas außerhalb von Paris untergebracht“, bleibt Schmitz cool. Für den Bootsmeister ist Paris nicht der einzige Zielwettkampf, schließlich muss er sich – gemeinsam mit Jost Schömann-Finck – auch um die Logistik für die Mitte August in Kanada stattfindende U23-WM kümmern; weit im Vorfeld und parallel zur Paris-Planung. Markus Schmitz, beim DRV der Herr der Boote, der gefühlt das ganze Jahr auf Achse ist.

23.01.2024 | Von Felix Kannengießer

DRV-Bootsmeister Markus Schmitz hat immer alle Hände voll zu tun und bleibt auch bei einem plötzlichen Regenschauer gelassen. Aufnahmen aus der vergangenen Saison.
Bilder: Detlev Seyb & Maren Derlien

Termine

EM in Szeged (Ungarn, 25.-28. April):
Achter: Bahnverteilungsrennen: 1. GBR, 2. RUM, 3. ITA, 4. GER, 5. UKR, 6. AUT; Finale: 1. GBR, 2. GER, 3. ROU, 4. ITA, 5. AUT, 6. UKR.
Zweier ohne Steuermann: Vorlauf: 1. SUI, 2. SRB, 3. NED, 4. GER, 5. HUN; Hoffnungslauf: 1. ESP, 2. LTU, 3. GER, 4. AIN, 5. POL; Halbfinale: 1. SUI, 2. CRO, 3. ITA, 4. ESP, 5. CZE, 6. GER; B-Finale: 1. ESP, 2. SRB, 3. LTU, 4. CZE, 5. FRA, 6. GER
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Qualifikationsregatta in Luzern (Schweiz 19.-21. Mai 2024)
Weltcup in Luzern
(Schweiz, 24.-26. Mai 2024)
Weltcup in Poznan
(Polen, 14.-16 Juni 2024)
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(Österreich, 18. Juni - 3. Juli 2024)
Trainingslager in Ratzeburg (11.-20. Juli 2024)
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