Martin Sauer steuert jetzt in Dortmund die Fußball-EM
In einer neuen Serie hören wir bei den ehemaligen Athleten aus dem Deutschland-Achter nach, wie es bei ihnen nach der Ruderkarriere weitergehtNach dem Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio im vergangenen Sommer haben viele langverdiente Sportler aus dem Deutschland-Achter einen neuen Lebensweg eingeschlagen. Aus der Silber-Crew von Tokio sind aktuell nur noch Laurits Follert, Torben Johannesen und Olaf Roggensack dabei. Wir hören in unserer neuen Serie bei den ehemaligen Athleten aus dem Deutschland-Achter nach, wie es nach ihrer Ruderkarriere weitergeht. Im zweiten Teil gewährt uns Martin Sauer einen Blick in seinen neuen Lebensabschnitt.
Martin Sauer war als Steuermann 13 Jahre fester Bestandteil und Führungsfigur des Deutschland-Achter. Während seiner Laufbahn hat er weltweit neue Maßstäbe gesetzt und die Position des Steuermanns mit seinen Künsten mit beeinflusst. Der 39-Jährige ist neunfacher Europameister, achtfacher Weltmeister, Olympiasieger und zweifacher Olympia-Silbermedaillen-Gewinner. Auch nach seiner Ruderkarriere ist er dem Sport treu geblieben, allerdings bringt er seine Expertise in einem anderen Fachgebiet ein: Sauer ist Beauftragter der Stadt Dortmund für die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland.
Große Bandbreite an Themen
„Als dieses tolle Angebot kam, konnte ich nicht ‚Nein‘ sagen, das ist eine sehr spannende Aufgabe“, erklärt Sauer den Wechsel ins Fußballlager: „Hier in Dortmund gibt es wohl niemanden ohne Verbindung zum Fußball, so ist es bei mir auch. Aber ich organisiere ja nicht den Fußball selbst, sondern das Event.“ Als Projektleiter ist er mit seinem Team dafür verantwortlich, dass die Pläne der Stadt Dortmund, einem der Spielorte der EM 2024, umgesetzt werden und die Rädchen bis zur Großveranstaltung in zwei Jahren ineinandergreifen. Die Bandbreite an Themen ist dabei groß und reicht von Verkehr und Sicherheit über Fans und Infrastruktur bis zum Tourismus und Marketing. „Umso wichtiger ist Teamarbeit und die stimmt hier. Alle sind sehr kollegial und motiviert“, berichtet Sauer.
Teamarbeit wird groß geschrieben
Was ihm Teamarbeit bedeutet, ist auch daran zu sehen, dass er sich trotz seiner Position als Projektleiter nicht in den Vordergrund stellen will: „Ich bin hier bei weitem nicht alleine unterwegs, es gibt hunderte Mitarbeiter bei der Stadt, die in irgendeiner Form beteiligt sind. Und es ist auch schon viel Vorarbeit geleistet worden, die Bewerbung steht ja schon seit 2018. Jetzt ist eine Phase, in der alles ineinandergreifen muss, um das Gesamtereignis im Blick zu behalten. Die Fülle der Aufgaben ist mittlerweile so groß geworden, dass dafür eine hauptamtliche Stelle geschaffen wurde. Und genau das mache ich jetzt.“
Sauer bringt juristische Expertise ein
In vielen Bereichen hilft Sauer auch seine Ausbildung, sein Jurastudium mit Schwerpunkt Steuerrecht hat der Diplom-Jurist bereits 2018 abgeschlossen. „Ein Referendariat hätte ich nur gemacht, wenn sich die Möglichkeit ergeben hätte, aber es war sowieso nie mein Ziel, Anwalt zu sein. Ich bin mit der Entscheidung sehr zufrieden, den Job bei der Stadt Dortmund angenommen zu haben. So eine Möglichkeit gibt’s nur einmal im Leben. Und auch hier hilft mir das juristische Denken“, meint Sauer.
Umstellung vom Leistungssport
Die Umstellung vom Leistungssport zur Arbeitswelt mit einem Job, der auch viel Zeit am Schreibtisch bedeutet, musste Sauer vor allem in einer Hinsicht erst einmal verarbeiten. „Der Job macht Spaß, es ist ein super Projekt und ich habe tolle Kollegen. Das passt. Aber die körperliche Umstellung ist schwierig und auch von der Zeit her – im Leistungssport hast du zwar große Belastungszeiten, aber auch erhebliche Ruhezeiten gehabt. Daran musste ich mich gewöhnen“, berichtet Sauer, der zum Ausgleich Laufen geht und Kraftsport betreibt.
Parallelen zum Job als Steuermann
Bei seinem neuen Job kann er von seinen Erfahrungen im Deutschland-Achter durchaus profitieren, als Steuermann lenkte er die Mannschaft nicht nur auf dem Wasser, sondern auch hinter den Kulissen. „In vieler Hinsicht ist es das, was ich auch als Steuermann gemacht habe, nur auf einem anderen Level. Die Erfahrungen aus dem Leistungssport sind auf jeden Fall hilfreich, ich habe über 20 Jahre in Teamarbeit mit Menschen gearbeitet“, erzählt Sauer.
Abstand vom Rudern
Im Ruderboot saß er hingegen in letzter Zeit nicht mehr. Nach Olympia in Tokio ruderte er noch beim SH Netz Cup und half zweimal bei der U23 aus, dann war Schluss. „Mir fehlt momentan die Zeit, im Boot zu sitzen. Mit Rudern habe ich jetzt für eine Weile nichts mehr zu tun gehabt. Nach 20 Jahren kann ich das ehrlich gesagt auch mal ganz gut gebrauchen. Es tut gut, mal raus zu sein, das ist auch eine geistige Erholung. Aber natürlich fehlt es mir irgendwie – es wäre schlimm, wenn nicht“, sagt Sauer und gerät dann doch kurz ein wenig ins Schwelgen: „Ich vermisse, jeden Tag Sport machen zu können, mit so vielen jungen Menschen zusammenzuarbeiten und die Wettkämpfe. Aber ich muss auch ehrlich zu mir selbst sein, wie viel Arbeit dahintergesteckt hat.“
Zukunftspläne werden noch geschmiedet
Bis 2024 wird Sauer die Vorbereitungen und Nachbereitungen zur Fußball-EM begleiten. „Dann nehme ich mir das nächste Ziel vor und sehe, wie es weitergeht, bis dahin fließt alle Kraft darein“, sagt er. Einen Job im Rudersport will er anschließend nicht ausschließen: „Eine Rückkehr zum Ruderzirkus ist nicht unvorstellbar, aber momentan keine Option.“
Zeit für die Familie
Wenn Sauer nicht an der Fußball-EM arbeitet, gehört seine Zeit ganz seiner Freundin und seinem Sohn. „Meine Freizeit ist jetzt ganz anders strukturiert – ich kann plötzlich die Wochenenden nutzen. Aber so viel mehr Freizeit habe ich auch nicht. Die Zeit mit der Familie vergeht schnell, langweilig wird mir nicht.“
29.07.2022 | von Felix Kannengießer
Martin Sauer steuert jetzt die Fußball-EM in Dortmund statt den Deutschland-Achter.
Termine
16.11.2024: BaselHead in Basel (Schweiz)
30.11-01.12.2024: Langstrecke in Dortmund
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