„Studium und Leistungssport in Einklang bringen“

Im Doppelinterview erzählen Jasper Angl aus dem Deutschland-Achter und Ines Lenze von der Ruhr-Universität Bochum von der „Dualen Karriere“ und der Förderung für Spitzensportler

Die Ruhr-Universität Bochum ist seit 2003 Partnerhochschule des Spitzensports und unterstützt Leistungssportler in der „Dualen Karriere“. Das Förderprogramm wurde gerade verlängert und erweitert. In der Vergangenheit haben schon einige Ruderer aus dem Team Deutschland-Achter von der Hilfe für den Spagat zwischen Leistungssport und Studium profitiert. Aktuell ist es unter anderem Jasper Angl, der im 4. Semester Informatik an der Ruhr-Universität studiert. Im Doppelinterview nehmen der 21-Jährige und Bochums Hochschulsportleiterin Ines Lenze das Thema von zwei Seiten unter die Lupe.

Wie läuft die Förderung für Spitzensportler an der Ruhr-Universität Bochum?

Ines Lenze: Vereinfacht könnte man sagen, wir sorgen dafür, dass die Spitzensportkarriere nicht zum Nachteil für ein zielgerichtetes und erfolgreiches Studium wird. Wir sind somit die Serviceinstanz für die Sportler, um Studium und Leistungssport organisatorisch in Einklang zu bringen. Das kann dann so aussehen, dass wir zum Beispiel einen Wohnheimplatz vermitteln, Prüfungsämter oder Professoren ansprechen, wenn Anwesenheitspflichten oder Klausurtermine mit sportlichen Ereignissen kollidieren. Wir bekommen die entsprechenden Infos von den Studenten und versuchen es dann, in ihrem Sinn zu regeln. So sparen sie den Zeitaufwand und die bürokratische Arbeit. Das übergeordnete Ziel ist es, dass die Sportler sich zielgerichtet auf ihr Studium und auf den Leistungssport konzentrieren können – also damit sie ein freies Herz und einen freien Kopf haben. Außerdem haben wir vor einigen Jahren ein Spitzensportstipendium im Rahmen des Deutschlandstipendiums ins Leben gerufen, das wir derzeit mit der Sportstiftung NRW nochmal neu ausgestalten. Diese Stipendienmöglichkeit haben wir mit der Erneuerung des Förderprogramms auch fest verankert. Zudem wurde die Zielgruppe erweitert.

Wie spürst du die Unterstützung durch die Förderung für Spitzensportler an der Ruhr-Universität, Jasper?

Jasper Angl: Zum einen profitiere ich vom Spitzensportstipendium, mit dem ich finanziell unterstützt werde.
Außerdem kommt die Ruhr-Uni mir beim Leistungssport entgegen. Bis jetzt hat es bei mir zum Glück noch nicht viele Konflikte zwischen dem Studium und dem Rudersport gegeben. Trotzdem habe ich immer gespürt, dass viel Verständnis für den Leistungssport an der Ruhr-Uni gezeigt wird – das gilt für alle Mitarbeiter. Meine Studienberaterin zum Beispiel hat mir schon oft geholfen, gute Kompromisse zu finden, wenn es um individuelle Lösungen ging. Oder auch die Professoren, die mir ermöglicht haben, Klausuren außerhalb des normalen Rahmens zu schreiben, wenn ich zu der Zeit im Trainingslager war. Schon bei der Wahl der Uni war die RUB sehr zuvorkommend und die Kommunikation war mit Abstand am besten. Ich muss mal schauen, wie es jetzt wird, denn der Kalender ist wegen des Trainings im Deutschland-Achter auf jeden Fall voller geworden und ich will selbst auch immer auf dem höchsten Level meine Performance bringen. Da ist der Spagat zwischen Studium und Leistungssport manchmal schon sehr aufwendig. Umso mehr freue ich mich über die Unterstützung der Ruhr-Uni in Bochum.

Wie wird die Förderung insgesamt angenommen und genutzt Frau Lenze?

Ines Lenze: Wir bieten allen uns bekannten Spitzensportlern an, die angesprochenen Hilfen vollumfänglich zu übernehmen und zu koordinieren. Allerdings sind wir auch darauf angewiesen, dass sich die Sportler an uns wenden. Es gibt rund 50 Spitzensportler an der Ruhr-Uni, von denen wir wissen, und damit rund 40 mehr als vor zehn Jahren. Es gibt darunter auch Sportler, die diesen Service gar nicht wollen und die Dinge lieber selbst anpacken, aber grundsätzlich wird das Angebot sehr gut angenommen, das gilt auch für die kostenfreie Nutzung unserer Sportstätten. In manchen Phasen, wenn Wettkämpfe anstehen, ist der Aufwand für uns auch ziemlich groß. In dieser Zeit investieren wir täglich bis zu zwei Stunden in die Organisation, aber wir tun das extrem gerne!

Wie wichtig ist die Möglichkeit der „Dualen Karriere“ für dich Jasper?

Jasper Angl: Das ist super wichtig für mich, ohne diese Möglichkeit wäre ich jetzt nicht hier im Team Deutschland-Achter. Das eine kann nicht ohne das andere auskommen. Ich will nicht nur Leistungssport betreiben, sondern auch im Berufsleben weiterkommen, denn Rudern kann ich nur eine begrenzte Zeit lang. Ich würde andererseits aber auch den Rudersport nicht für das Studium aufgeben wollen. So, wie es jetzt durch die Förderung läuft, ist es für mich die optimale Lösung.

Was sind deine Ziele als Student?

Jasper Angl: Ich will relativ zügig mein Bachelor abschließen, am besten im nächsten Jahr. Danach will ich auch mein Masterstudium machen, aber den Rahmen habe ich noch nicht festgelegt. Das Studium macht mir auf jeden Fall viel Spaß, besonders Neuroinformatik ist für mich sehr interessant.

Frau Lenze, was hat die Ruhr-Universität denn für Ziele mit ihren Spitzensportlern?

Ines Lenze: Zunächst einmal sehen wir es als Aufgabe, weiter den Leistungs- und Spitzensport zu fördern. Wir wollen, nachdem wir die Förderung gerade verlängert und das Konzept erweitert haben, das Thema strategisch und langfristig denken. Außerdem haben wir die World University Games 2025 hier „vor unserer Haustür“ im Blick, wo Bochum eine der Ausrichterstädte sein wird und die Universität ihren Beitrag leisten wird, dass bis dahin noch mehr Spitzensportler den Weg an die RUB finden und sich für die „Olympischen Spiele der Studierenden“ qualifizieren. Diese internationalen Wettkämpfe sind in ihrer Bedeutung für den Karriereverlauf wichtig. Jakob Schneider hat beispielsweise bei den World University Games 2015, damals hieß das noch Universiade, Gold im Vierer gewonnen und ein Johannes Weißenfeld ist Europäischer Hochschulmeister im selben Jahr geworden. Wir wollen auf diese Spitzensportveranstaltung aufmerksam machen. Als Hochschulsport sehen wir es als wichtige Aufgabe und Riesenchance, denn die Augen werden dann auf die Region gerichtet sein.

01.07.2022 | Interview: Felix Kannengießer

 

Im Doppel-Interview: Jasper Angl und Ines Lenze.

Bilder: Detlev Seyb und RUB, Kramer

Termine

EM in Szeged (Ungarn, 25.-28. April):
Achter: Bahnverteilungsrennen: 1. GBR, 2. RUM, 3. ITA, 4. GER, 5. UKR, 6. AUT; Finale: 1. GBR, 2. GER, 3. ROU, 4. ITA, 5. AUT, 6. UKR.
Zweier ohne Steuermann: Vorlauf: 1. SUI, 2. SRB, 3. NED, 4. GER, 5. HUN; Hoffnungslauf: 1. ESP, 2. LTU, 3. GER, 4. AIN, 5. POL; Halbfinale: 1. SUI, 2. CRO, 3. ITA, 4. ESP, 5. CZE, 6. GER; B-Finale: 1. ESP, 2. SRB, 3. LTU, 4. CZE, 5. FRA, 6. GER
Live-Audio und Live-Tracker (ab Do.) und Live-Stream (ab Sa.): worldrowing.com

Qualifikationsregatta in Luzern (Schweiz 19.-21. Mai 2024)
Weltcup in Luzern
(Schweiz, 24.-26. Mai 2024)
Weltcup in Poznan
(Polen, 14.-16 Juni 2024)
Trainingslager in Völkermarkt
(Österreich, 18. Juni - 3. Juli 2024)
Trainingslager in Ratzeburg (11.-20. Juli 2024)
Olympische Spiele in Paris (Frankreich, 27. Juli - 3. August 2024)
SH Netz Cup in Rendsburg (6.-8. September 2024)

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