Benedict Eggelings Ehrgeiz ist ungebrochen

Der 22-Jährige hat in seiner Laufbahn schon viel erlebt. Die Erfahrungen will er nutzen, um im Team Deutschland-Achter Fuß zu fassen.

Mit dem Sieg im Zweier gemeinsam mit Jasper Angl bei der Dortmunder Langstrecke Ende November hat Benedict Eggeling im Team Deutschland-Achter nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht. Schon im U23-Bereich gehörte der ehrgeizige 22-Jährige aus Nordhessen zu den Leistungsträgern. Jetzt gibt er eine Stufe höher seine Visitenkarte ab. Doch bis dahin war es ein langer und steiniger Weg, der ihn über Eschwege, England, Hamburg und Mannheim letztlich zum Stützpunkt nach Dortmund führte.

Den Weg zum Rudern fand Eggeling über seine Familie. Als Jüngster unter seinen Geschwistern eiferte er beim heimischen Eschweger RV mit neun Jahren seiner Schwester, seinem Bruder und seiner Mutter nach. Anfangs war es für Eggeling nicht der einzige Sport: Beim Handball lief er auf Halblinks auf, bei der DLRG betrieb er Rettungsschwimmen und als Leichtathlet wurde er Nordhessenmeister im Vierkampf. Doch nach und nach zeichnete sich für ihn ab, dass Rudern die unangefochtene Sportart Nummer eins werden sollte.

„Ich bin gerne auf dem Wasser, auch in meiner Freizeit. Deswegen hat mir Rudern von Anfang an Spaß gemacht“, erinnert sich Eggeling. Allerdings fehlte es in Eschwege an gleichaltrigen Mitstreitern, weswegen der Einer lange Jahre das bevorzugte Gefährt wurde. Dabei stellten sich auch erste Erfolge ein, beim Bundeswettbewerb in Wolfsburg sicherte er sich 2012 über die 3.000-Meter-Langstrecke Bronze. Ein Jahr später kam ein erster Knick, als sich Eggeling beim Handball die Strecksehne abriss und er wegen der verpassten Wettbewerbe sowie weiterer gesundheitlicher Probleme in ein kleines Motivationsloch fiel. Die Lust zum Rudern wurde so richtig erst in Großbritannien wiedererweckt.

Der Funke springt in England über

Im Jahr 2014 zog es Eggeling in die Bedford Boys‘ School nördlich von London. Als einer der besten Schüler seiner Klasse im heimischen Eschwege wollte er eine neue Herausforderung suchen, wie es vorher schon zwei seiner Geschwister gemacht hatten. In England legte der damals 15-Jährige den Fokus auf sein International Baccalaureate, das internationale Abitur, welches er mit 1,0 abschloss, und der Funke zum Rudern sprang wieder über. Auf dem Internat machte er seine ersten Schläge in einem Riemenboot, von da an war es um ihn geschehen. Bis zu achtmal die Woche trainierte er in Bedford, baute seine Fähigkeiten immer weiter aus und sammelte bei den Wettbewerben fleißig Erfahrungen sowie einige Medaillen.

„Das Riemenrudern habe ich in England gelernt, da bin ich auch das erste Mal Achter gefahren“, erzählt Eggeling: „Insgesamt war es eine gute Zeit mit vielen wichtigen Erfahrungen, aber vielleicht war das dritte Jahr auch zu lang, denn das Internatsleben schränkt auch ganz schön ein.“ Zurück in Deutschland zog es ihn 2017 für ein Jahr nach Hamburg. „Meine Geschwister leben dort und ich wollte raus vom Land in die Stadt.“ Zum Rudern fand er aber erst wieder 2018 zurück, denn dem Abenteuer in England folgte eine Verletzung, die er sich im Sommerurlaub beim Kitesurfen zuzog und die ihn über Monate zurückwarf.

Neue Ziele in Hamburg

Kaum fing er beim RV Hanseat mit dem Rudern wieder an, fiel sein Talent erneut auf. Damals überredete ihn Nils Meyer, zu dem Zeitpunkt Vereinstrainer und heute Landestrainer, sich noch mehr reinzuhängen und größere Ziele anzustreben. Eggeling zog mit, steigerte sich enorm und war gewillt, den Weg als Leistungssportler zu gehen. Für das BWL-Studium ging es für ihn im Winter 2018 nach Mannheim, wo ihm jedoch wieder ein Ruderpartner fehlte. Das Ziel vom Riemenrudern war aber im Kopf, also wurde es ein kurzes Intermezzo in Mannheim. 2019 ging es, erneut in Hamburg, dann richtig los mit dem Leistungssport im Riemenboot, diesmal beim RC Favorite Hammonia, für den er bis heute startet.

Guter Start in Dortmund

„Da hatte ich dann auch wieder einen Zweierpartner, mit dem es gleich gut gepasst hat“, so Eggeling, der es mit Lennert Schönborn bis zur U23-EM schaffte, wo die beiden im Vierer ohne Steuermann Fünfter wurden. Den nächsten Schritt machte er schließlich Ende 2019 mit seinem Umzug ins Ruhrgebiet. Seitdem versucht er am Stützpunkt in Dortmund sein Glück und hat dabei von Beginn an überzeugen können. Als schnellster U23-Zweier mit Mattes Schönherr bei der Langstrecke in Dortmund 2019 folgte schon ein erster Ausflug ins Team Deutschland-Achter, wo er kurze Zeit an der Seite von Nico Merget ruderte. Den Durchbruch aber feierte er zunächst im U23-Team, wo er zu einem der Leistungsträger wurde.

Zuversicht für die Zukunft

Im Jahr 2020 holte Eggeling mit dem U23-Achter bei der U23-EM Gold, im Jahr darauf konnte er sich mit U23-WM-Bronze schmücken. „Es hat sich in Dortmund gut eingespielt. Ich habe mich sofort wohl in der Gruppe gefühlt und Christian Viedt hat es als Trainer gut gemacht“, sagt Eggeling, der nun im Team Deutschland-Achter Fuß fassen will: „Es gibt viel Konkurrenz, aber ich will mir meinen Platz erkämpfen. Ich weiß, dass ich dafür einiges leisten muss und bin zuversichtlich für die Zukunft. Mein Traum sind die Olympischen Spiele in Paris.“

19.01.2022 | von Felix Kannengießer

 

Benedict Eggeling 2020 beim Gewinn von U23-EM-Gold und Ende November 2021 beim Sieg auf der Dortmunder Langstrecke.

Fotos: Detlev Seyb

 

Der Traum von Benedict Eggeling sind die Olympischen Spiele in Paris.

Foto: Martin Steffen

 

Ehrgeizig auch im Studium

Benedict Eggeling ist ein ehrgeiziger Typ, auch außerhalb des Bootes hat er sich jede Menge vorgenommen. Sein BWL-Bachelorstudium hat er mit 1,3 abgeschlossen und gerade frisch in Münster den Master drangehängt. Nach und zwischen dem Rudertraining wird für die Uni gelernt, denn Eggeling will den Abschluss in drei statt vier Semestern packen. Anschließend könnte der Doktor folgen, etwas im Marketingbereich oder als Unternehmensberater. Und wenn er mal nicht rudert oder fürs Studium lernt, ist er auch in seiner Freizeit gerne auf dem Wasser unterwegs, zum Beispiel auf dem Motorboot. Auch mit dem Fahrrad dreht er gerne seine Runden. Und als ehemaliger Handballer hat er momentan natürlich auch die deutsche Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft im Blick. 

 

Termine

EM in Szeged (Ungarn, 25.-28. April):
Achter: Bahnverteilungsrennen (Do., 13.27 Uhr): GBR, UKR, ROU, AUT, GER, ITA; Finale (Sa., 15.26 Uhr)
Zweier ohne Steuermann: Vorlauf (Do., 11.05 Uhr): GER, HUN, NED, SRB, SUI; Hoffnungsläufe (Fr., ab 10.53 Uhr; Halbfinale (Sa., ab 11.20 Uhr); Finale (So., 12.51 Uhr)
Live-Audio und Live-Tracker (ab Do.) und Live-Stream (ab Sa.): worldrowing.com

Qualifikationsregatta in Luzern (Schweiz 19.-21. Mai 2024)
Weltcup in Luzern (Schweiz, 24.-26. Mai 2024)
Weltcup in Poznan (Polen, 14.-16 Juni 2024)
Trainingslager in Völkermarkt
(Österreich, 18. Juni - 3. Juli 2024)
Trainingslager in Ratzeburg (11.-20. Juli 2024)
Olympische Spiele in Paris (Frankreich, 27. Juli - 3. August 2024)
SH Netz Cup in Rendsburg (6.-8. September 2024)

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