„Die Aufgabe reizt mich“

Im Interview stellt sich Sabine Tschäge als neue Trainerin im Team Deutschland-Achter vor

In dieser Saison gibt es im Team Deutschland-Achter einige neue Gesichter, seit dem 28. Dezember auch auf der Trainerseite: Sabine Tschäge ist die Nachfolgerin von Tim Schönberg am Stützpunkt in Dortmund. Die gebürtige Duisburgerin war lange Trainerin der U19-Nationalmannschaft und führte zuletzt den leichten Doppelzweier der Männer, Jonathan Rommelmann und Jason Osborne, zu Olympia-Silber in Tokio. Nun hat sie im Team mit Bundestrainer Uwe Bender und Peter Thiede die Arbeit in Dortmund aufgenommen. Im Interview verrät Tschäge, wie es angelaufen ist, was sie bewegen will und was ihr der Titel als Trainerin des Jahres bedeutet.

Wie kam es zu deinem Engagement beim Team Deutschland-Achter?

Tschäge: Durch den Weggang von Tim Schönberg war eine Stelle am Stützpunkt in Dortmund vakant. Ich war zuletzt ja als Trainerin des leichten Zweiers schon im Männer-Bereich aktiv. Und die Aufgabe hier beim Team Deutschland-Achter reizt mich. Es hat sich so ergeben und dann gut gepasst.

Was bedeutet dieser Schritt für dich?

Tschäge: Ich denke, mit Anfang 50 ist es ein guter Zeitpunkt, diesen Weg zu probieren. Ich werde ja auch nicht jünger. Die Station als Trainerin des leichten Zweiers war sehr erfolgreich und dabei habe ich gemerkt, wie viel Spaß mir die Arbeit am Mann oder an der Frau bereitet. Wobei mir natürlich auch die Arbeit mit der großen Gesamt-Mannschaft im U19-Bereich sehr ans Herz gewachsen war. Ich bin froh, dass dort nun ein Nachfolger gefunden wurde. Die Nachwuchsarbeit ist unsere Basis.

Wie bist du in Dortmund aufgenommen worden?

Tschäge: Der Rudersport ist doch wie ein kleines Dorf. Ich kenne die Trainerkollegen hier seit Jahren und im Trainingslager vor Olympia konnten wir uns nochmal richtig beschnuppern. Auch die meisten Ruderer kennen mich, viele von ihnen habe ich zuvor schon betreut, als Vereinstrainerin, als Landestrainerin oder als U19-Trainerin. Ich glaube, die Chemie wird stimmen, aber das sieht man auch erst, wenn man so richtig zusammenarbeitet. Ich bin ja erst seit dem 28. Dezember hier und habe noch nicht mal alle gesehen.

Wie willst du dich am Stützpunkt Dortmund einbringen?

Tschäge: Wir sind hier ein Trainerteam und es gibt ein bestehendes Konstrukt. Von daher gucke ich mir jetzt erstmal viel an und mache mit, um ein Gefühl für die Sache zu kriegen. Dann sehen wir, wie wir weiter verfahren. Ich werde sicherlich schauen, wo Punkte sind, die wir verbessern können und wo Stärken sind, die wir weiter nach vorne bringen können. Ich hoffe auf jeden Fall, dass wir es schaffen, neben dem Deutschland-Achter noch einen starken Vierer und Zweier aufzubauen. Da wollen wir den Kreis großziehen. Wir haben jetzt viele junge Leute dabei – das ist eine Chance und bedeutet viele Gestaltungsmöglichkeiten, aber auch Herausforderungen. Wir müssen Geduld haben, um die jungen Sportler nicht zu sehr unter Druck zu setzen und ihnen Raum zur Entwicklung zu geben.

Du bist vom Deutschen Olympischen Sportbund als Trainerin des Jahres ausgezeichnet worden. Wie hast du das aufgenommen?

Tschäge: Ich bin schon stolz darauf, aber ich weiß es auch einzuordnen. Es freut mich, dass es zum ersten Mal diese Kategorie speziell für Trainerinnen gab. Es ist gut, dass die Arbeit der Frauen sichtbarer gemacht wird. Das ist noch nicht überall so angekommen. Es macht am Ende für mich keinen Unterschied, ob ein Mann oder eine Frau eine Mannschaft trainiert. Es geht nicht um das Geschlecht, sondern darum, ob es fachlich passt und die Athleten weiterbringt. In dieser Hinsicht ist der Rudersport schon weiter als andere Sportarten. Ich hoffe, andere lassen sich davon anspornen. Aber auch hier gibt es noch reichlich Potentiale. Es muss Konzepte geben, damit der Trainerberuf aufgewertet wird, um ihn zum Beispiel besser mit der Familie zu vereinbaren. Und auch die Gehaltsstrukturen sollten angepasst werden.

11.01.2022 | Interview: Felix Kannengießer

Sabine Tschäge bei der Auszeichnung zur Trainerin des Jahres…

Fotos: Sportfoto Baumann

…und mit Jonathan Rommelmann und Jason Osborne bei den Olympischen Spielen in Tokio.

Termine

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