Ein verlässlicher Techniker und Teamplayer

Nach neun Jahren im Team Deutschland-Achter beendet Felix Wimberger seine Karriere. Zum Ausklang übernehmen einige Wegbegleiter von „Wimbo“ das Wort.

Bei den Olympischen Spielen in Tokio war er als Ersatzfahrer ein letztes Mal für das Team Deutschland-Achter im Einsatz, jetzt geht ein Teamplayer, auf den immer zu hundert Prozent Verlass war, ein hervorragender Techniker, der auch die jungen Sportler vorangebracht hat: Felix Wimberger beendet seine Laufbahn als Ruderer. Der mehrfache Welt- und Europameister im Deutschland-Achter, der auch im Vierer ohne Steuermann internationale Erfolge feierte und an Olympia 2016 in Rio de Janeiro teilnahm, war neun Jahre lang stets ein wichtiger Teil des Teams. Zum Ausklang seiner erfolgreichen Karriere erzählen einige seiner Wegbegleiter von ihren Erlebnissen mit Felix „Wimbo“ Wimberger.

Planer: „Bin Felix unendlich dankbar“

Wer über Felix Wimbergers Ruderlaufbahn spricht, denkt automatisch auch immer ein bisschen an Maximilian Planer. Acht Jahre lang saßen die beiden gemeinsam im Zweier und zählten stets zu Deutschlands Spitze. „Felix war mein längster Wegbegleiter in meiner Leistungssportkarriere. Wir saßen von 2014 bis 2021 mit nur einer kurzen Unterbrechung durchgängig im Zweier, den wir auf nationalem Niveau immer im Finale platzieren konnten. Diese Zweier-Konstellation war lange Zeit eine wichtige Konstante, während um uns herum viel Bewegung war“, sagt Planer.

Die gemeinsame Zeit hat die beiden auch menschlich zusammengeschweißt. „Neben den sportlichen gemeinsamen großen Erfolgen wie unseren Welt- und Europameistertiteln haben wir auch Niederlagen und Rückschläge gemeinsam weggesteckt. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn wir nicht auch menschlich auf einer Ebene wären“, erzählt Planer und beschreibt die Beziehung näher: „Felix war immer mein Gegenpol, wir haben uns top ergänzt. Wenn er mal zu gestresst war, habe ich Lockerheit reingebracht. Wenn ich mir zu viele Gedanken gemacht habe, hat er mich mit seinem Vertrauen in mich und unsere gemeinsame Leistung bestärkt. Ich bin Felix für diese lange gemeinsame Zeit unendlich dankbar, weil ich in der Zeit auch persönlich wachsen und viel über mich selbst lernen konnte.“

Roggensack: „Ein Privileg, mit Wimbo zu rudern“

Nur für eine kurze Zeit bildeten Wimberger und Planer nicht gemeinsam den Zweier, da rückte Olaf Roggensack an seine Seite. „Wimbo, der mein Zweier Partner wurde, nachdem ich zum Team gestoßen bin, hat mich insbesondere am Anfang in meiner Entwicklung sehr unterstützt. Ich erinnere mich noch, mit welcher Geduld er mit mir an meinen technischen Fehlern gearbeitet hat. Er war immer sehr fleißig im Training und wollte stets das Beste aus jeder Einheit herausholen“, berichtet Roggensack.

Bei seinem letzten Einsatz in Tokio war Roggensack an Wimbergers Seite. „Für mich war es ein Privileg, mit einem so erfahrenen und erfolgreichen Ruderer wie Wimbo rudern zu dürfen. Obwohl er sein eigentliches Ziel im Mai bei der Olympiaqualifikation mit dem Vierer ohne verpasst hat, hat er danach als Ersatzmann für das Team alles gegeben“, sagt Roggensack und schickt einen Abschiedsgruß hinterher: „An dieser Stelle ein großes Dankeschön an dich, Wimbo. Ohne dich und deine Hingabe für unser Training im Zweier wäre ich vermutlich nie dorthin gekommen, wo ich heute bin. Alles Gute für deine Zukunft!“

Johannesen: „Viel von ihm gelernt“

Felix Wimberger ist es immer wieder gelungen, den jungen Ruderern im Team den richtigen Weg zu weisen. So auch bei Torben Johannesen. „Ich habe viel von ihm gelernt, er hat mir vor allem anfangs viel beigebracht und mir den Einstieg erleichtert. Als ich 2016 ins A-Team gekommen bin, saß ich kurz mit ihm im Vierer. Da war er eine große Hilfe bei der Technik. Auch beim ersten Weltcup, den ich gefahren bin, 2016 in Luzern, hat er mir in der Vorbereitung technisch einige Dinge gezeigt und mit mir viel über den Wettkampf geredet“, berichtet Johannesen.

Über die Jahre entwickelten sich die Kollegen zu Freunden. Johannesen ist für Wimberger sportlich wie menschlich voll des Lobes. „Wimbo zeichnen als Sportler Zielstrebigkeit, Ehrgeiz und Perfektionismus aus. Er war immer eine Bereicherung für das Team, auf ihn konnte man sich verlassen. Er ist ein Top-Ruderer und trotzdem ein bescheidener, zurückhaltender Mensch, der sich nie in den Vordergrund drängt. Ihm ist das Team wichtig“, sagt Johannesen: „Auch über das Boot hinaus schätze ich Felix als Mensch, wir trinken gerne mal einen Kaffee und essen ein Stück Kuchen zusammen oder sind auf dem Rennrad unterwegs.“

Weißenfeld: „Zu ihm hochgeschaut“

Eine Freundschaft hat sich auch bei Wimberger und Johannes Weißenfeld entwickelt. Im August war Weißenfeld Trauzeuge bei Wimbergers Hochzeit. „Ich kenne ihn schon seit 2012. Das erste Mal habe ich ihn am Stützpunkt erlebt, als ich als Nachwuchssportler nach der Junioren-WM mal reinschnuppern durfte. Da habe ich zu ihm hochgeschaut“, erinnert sich Weißenfeld: „Als ich 2014 den Sprung in den A-Kader geschafft habe, ging der Kontakt wieder los. 2015 saßen wir erstmals zusammen im Vierer und haben unter anderem die Olympia-Quali geschafft. Die gemeinsame Zeit hat uns zusammengeschweißt. Es hat sich dabei herauskristallisiert, dass wir uns auch abseits vom Rudern gut verstehen“, erzählt Weißenfeld: „Felix ist einer der zuverlässigsten Menschen, die ich kenne. Er ist unglaublich loyal. Er ist ein extrem guter Freund, auf den man sich verlassen kann. Er würde einen niemals hängen lassen.“

Gemeinsam wurden die beiden im Deutschland-Achter mehrfach Welt- und Europameister. „Sportlich spiegelt sich sein Charakter wider. Er ist super zuverlässig. Im Achter saßen wir immer hintereinander. Er rudert sehr konstant und gleichmäßig, strahlt Souveränität aus und läuft wie ein Uhrwerk, das macht es einem einfach“, erzählt Weißenfeld, der nun zwar nicht mehr im Ruderboot mit Wimberger sitzen, aber dafür in anderen Bereichen in Kontakt bleiben wird: „Ich bin, beeinflusst durch Felix, auf den Kaffeetrichter gekommen. Wir haben uns das dann gemeinsam als Hobby angeeignet. Auch zum privaten Rennradfahren bin ich durch ihn gekommen. Seitdem lassen wir keine Gelegenheit zu einer Tour aus.“

Schönberg: „Ein Sportler, wie man ihn sich wünscht“

In den vergangenen zwei Jahren war Tim Schönberg häufig der direkte Trainer von Wimberger, als Verantwortlicher für den Vierer ohne Steuermann. Er behält seinen Schützling in bester Erinnerung. „Felix ist wahnsinnig zielstrebig, lässt sich immer voll auf die Projekte ein und ist dabei fokussiert und konzentriert. Er ist einer, der durchzieht. Felix strahlt Professionalität aus und ist ein Sportler, wie man ihn sich als Trainer wünscht“, lobt Schönberg: „Es hat ihn auch stark gemacht, dass er den jüngeren Sportlern seine Erfahrung weitergegeben hat. Er hat eine unverkrampfte Art entwickelt und seine Lockerheit ins Boot reingebracht.“

Gebauer: „Wir werden ihn vermissen“

Im Vierer ohne Steuermann saß Wimberger zuletzt mit Wolf-Niclas Schröder, Max Planer und Paul Gebauer. Bei Gebauer machte Wimberger aber schon vorher Eindruck. „Das erste Mal, das ich mit ihm etwas zu tun hatte, war 2017, als ich in den A-Kader hochgekommen bin. Damals ist er mir schon positiv aufgefallen. Er ist oft zu uns aufs Zimmer gekommen, um zu schnacken. Felix ist ein richtig guter Typ“, berichtet Gebauer: „Für mich ist er einer, mit denen ich persönlich am besten klargekommen bin. Er ist sehr ehrlich und direkt, redet nie lange um den heißen Brei herum. Das ist eine Eigenschaft, die man heute nicht immer findet.“

Auch sportlich zeigt sich Gebauer von Wimberger beeindruckt. „Wimbo ist einer der Sportler, die sich in den wenigsten Fällen mit irgendwas zufriedengeben. Dabei kann er relativ gut abschätzen, ob es der richtige Weg ist, den man gerade geht. Er will, dass man sich als Mannschaft immer weiter verbessert. Wimbo ist ein Arbeiter, das zeichnet ihn aus, ihm sind die Sachen nie so zugeflogen“, findet Gebauer: „Im Vierer war er ein wichtiger Teil der Mannschaft, er hatte das Kommando. Wimbo verfügt über ein sehr gutes Bootgefühl. Und mit seiner Art, immer weiterzuarbeiten, hat er die Mannschaft mitgenommen. Was Martin Sauer im Achter ist, hat er versucht, in den Vierer zu bringen. Das hat uns viel geholfen. Wimbo wird eine Lücke im Team hinterlassen, wir werden ihn vermissen.“

30.09.2021 | von Felix Kannengießer

 

Felix Wimbergers Karriere im Team Deutschland-Achter in Bildern.

Termine

SH Netz Cup in Rendsburg:
Freitag, 06.09., ab 19:30 Uhr: Stadtwerke SH Ergo-Cup der internationalen Achter
Samstag, 07.09., 16:00 Uhr: Sprint-Regatta über 250 Meter im Rendsburger Kreishafen
16:55 Uhr: Ergo-Cup der Steuerleute
Sonntag, 08.09., 14.15 Uhr: Rudermarathon über 12,7 Kilometer von Breiholz nach Rendsburg 

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