Der Ehrgeiz treibt Torben Johannesen an

Welt- und Europameister Torben Johannesen hat in den vergangenen drei Jahren eine beachtliche Karriere hingelegt. Bis dahin war es ein weiter Weg.

Lange Jahre war Torben Johannesen für viele nur der kleine Bruder von Eric Johannesen, Olympiasieger 2012 mit dem Deutschland-Achter. Das hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Mittlerweile ist der 25-Jährige aus dem großen Schatten seines Bruders herausgetreten, gerade erst ist er zum dritten Mal hintereinander zu Hamburgs Sportler des Jahres gewählt geworden. Torben Johannesen hat sich mit harter Arbeit und viel Ehrgeiz einen eigenen Namen gemacht. Er gehört zu den besten Ruderern Deutschlands und hat hierzulande ebenso wie international alle wichtigen Titel eingesammelt – alle bis auf einen. Den will er sich im kommenden Jahr in Tokio sichern.

Das erste Mal im Ruderboot saß Torben Johannesen mit zehn Jahren. Nachdem er seinen Bruder erstmals bei einem Rennen gesehen hatte, wollte er es auch unbedingt probieren. Schnell stellte sich heraus, dass mehr als ein bekannter Name in ihm steckt – vor allem jede Menge Ehrgeiz. Nachdem er bei der ersten Kinderregatta, nach wenigen Wochen Rudertraining, drei beachtliche Silbermedaillen gewonnen hatte, war er bitter enttäuscht, weil es nicht Gold wurde. Bei der nächsten Regatta stand er viermal ganz oben auf dem Podest.

Vom Leicht- zum Schwergewicht

„Mit der Zeit hat mich der Ehrgeiz mehr und mehr gepackt. Die Einstellung hat sich über die Jahre entwickelt. Ich will immer das Optimum herausholen“, sagt Johannesen, dessen Laufbahn stets gradlinig nach oben verlief: „Vor allem, nachdem ich vom Leicht- zum Schwergewicht gewechselt bin, habe ich einen großen Sprung gemacht.“ Bei den Junioren mischte er vorne mit, bei der U23 führte er den Achter als Schlagmann zum WM-Titel. Die größten Erfolge seiner Karriere sollte der Hamburger aber im Team Deutschland-Achter feiern.

Als Ersatzfahrer in Rio de Janeiro

Im A-Kader machte er ab 2016 nachhaltig auf sich aufmerksam – und durfte an seinem großen Traum schon einmal schnuppern. Als Ersatzfahrer ging es für ihn mit zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro. Dort ruderte sein Bruder im Deutschland-Achter zu Silber, danach gaben sich beide quasi den Staffelstab in die Hand. Eric Johannesen legte ein Pausenjahr ein, und Torben Johannesen schaffte den Sprung in das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes.

„Vergleiche stören mich nicht“

„Die Vergleiche mit meinem Bruder stören mich nicht großartig. Das ist auch etwas Schönes, denn Eric hat sich seinen Status über die Jahre hart erarbeitet. Es wäre zu weit gegriffen zu sagen, dass er mein Vorbild ist, aber ich wollte seinen Erfolgen nacheifern. Er hat ja alles erreicht. Es ist eine Motivation, wenn man sieht, wo es hingehen kann“, sagt Torben Johannesen: „Eric hat mir an vielen Stellen auch geholfen. Durch ihn wusste ich in gewissen Situationen, worauf es ankommt. Am Ende muss aber jeder seinen Weg gehen.“

Homogenes Duo mit Johannes Weißenfeld

Torben Johannesen ist seinen Weg gegangen. National startete er mit Johannes Weißenfeld eine Erfolgsserie, holte bei den Deutschen Meisterschaften im Zweier ohne Steuermann dreimal den zweiten Rang und verdiente sich Jahr für Jahr seinen Platz im Deutschland-Achter. „Johannes und ich haben uns von Anfang an gut verstanden, auch auf persönlicher Ebene. Wir blicken in die gleiche Richtung, legen in jede Einheit alles rein und geben uns mit 99 Prozent nicht zufrieden“, sagt er.

Unglaubliche Siegesserie

Im Team Deutschland-Achter ist Johannesen momentan kaum wegzudenken. Mit dem DRV-Paradeboot wurde er dreimal in Folge Europa- und Weltmeister, stellte die Weltbestzeit und eine unglaubliche Siegesserie auf. „Es hat mir einen großen Schub verliehen, im Team Deutschland-Achter zu stehen. Das ist immer noch eine Ehre. Hier kann ich mich mit den Besten messen und ständig weiter entwickeln“, sagt er: „Die letzten Jahre sind optimal gelaufen. Das sind viele Erinnerungen, auf die ich gerne zurückblicke. Jetzt will ich weiter zeigen, was ich kann. Mein voller Fokus liegt klar auf Olympia. Das ist es, worauf ich immer hintrainiert habe.“

Alles ist auf Olympia ausgerichtet

Dafür stellt Torben Johannesen alles andere hinten an. Der Sportsoldat der Bundeswehr hat sein Lehramts-Studium (Sport und Physik) pausiert und die Heimatbesuche nach Hamburg reduziert, um sich voll auf das Training zu konzentrieren. Der Ehrgeiz ist bis heute geblieben. „Ich richte momentan mein Leben ganz auf die Olympischen Spiele in Tokio aus und will alle Nebengeräusche ausblenden. Für mein großes Ziel will ich alles geben und mein Bestes zeigen.“

05.12.2019 | von Felix Kannengießer

Harter Arbeiter im Rennen, emotional nach dem Sieg: Torben Johannesen.

Torben Johannesen im Deutschland-Achter…

…und im Zweier mit Johannes Weißenfeld.

Wenn die Riemen in der Bootshalle bleiben…

Seit seiner Berufung in das Team Deutschland-Achter pendelt Torben Joahnnesen zwischen seiner Heimatstadt Hamburg und Dortmund, wo er in einer Ruder-WG mit Nico Merget lebt. Im Olympia-Jahr liegt der Fokus im Ruhrgebiet, maximal einmal die Woche geht es zu Familie und Freundin nach Hause. „Hamburg bezeichne ich immer noch als mein Zuhause. Ich habe mich in Dortmund gut eingelebt, meine Mutter hat auch Wurzeln in Oberhausen. Aber mein Herz wird immer in Hamburg bleiben. Ich muss ab und zu dahin, das ist für mich der beste Ausgleich und Rückzugsort“, sagt Johannesen. Wenn er in Dortmund mal runterkommen möchte, greift er am liebsten zum Buch (momentan liegt „Eragon“ auf dem Tisch), hört Musik oder misst sich mit Zweier-Partner Johannes Weißenfeld bei Brettspielen und an der Playstation.

Termine

EM in Szeged (Ungarn, 25.-28. April 2024)
Qualifikationsregatta in Luzern
(Schweiz 19.-21. Mai 2024)
Weltcup in Luzern
(Schweiz, 24.-26. Mai 2024)
Weltcup in Poznan
(Polen, 14.-16 Juni 2024)

Trainingslager in Völkermarkt (Österreich, 18. Juni - 3. Juli 2024)
Trainingslager in Ratzeburg (11.-20. Juli 2024)
Olympische Spiele in Paris (Frankreich, 27. Juli - 3. August 2024)
SH Netz Cup in Rendsburg (6.-8. September 2024)

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