Interessanter Vortrag klärt über das Sportlerherz auf

Auf Initiative der ehemaligen Achter-Ruderer Gregor Hauffe und Florian Mennigen hat Prof. Dr. Ingo Froböse am Stützpunkt in Dortmund über drängende Fragen zum Herzen gesprochen. Vor allem, wie es nach der Leistungssportkarriere weitergeht, stand dabei im Vordergrund.

Jeden Tag trainieren die Ruderer aus dem Team Deutschland-Achter am Stützpunkt in Dortmund, um sich für die Wettkämpfe in Top-Form zu bringen. Doch wie geht es nach der Leistungssportler-Laufbahn mit dem Training weiter? Diese Frage stand bei einem Vortrag Anfang der Woche am Stützpunkt im Fokus – Prof. Dr. Ingo Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule in Köln, klärte über die Anpassung des Herzens an Belastungen auf. Die Veranstaltung organisierten der ehemalige Achter-Weltmeister Gregor Hauffe und der Achter-Olympiasieger von London Florian Mennigen, über 50 aktive und ehemalige Leistungssportler versammelten sich im Veranstaltungssaal am Ruderleistungszentrum.

„Mir war es wichtig, dass wir dieses Thema auf die Agenda setzen. Wir Sportler haben das alle im Hinterkopf und überlegen, was nach der Karriere passiert. Ich denke, da gibt es viel Aufklärungsbedarf. Es war gut, einmal die wissenschaftliche Seite zu hören“, sagt Hauffe, der 2012 aufgehört hat und sich seitdem immer mehr mit dem Thema beschäftigt hat. Gleiches gilt für Mennigen, der hinzufügt: „Es war auch wichtig zu zeigen, dass man gar nicht so viel machen muss, um auf der sicheren Seite zu sein.“

Was ist ein Sportlerherz?

Viele Fragezeichen stehen schon hinter dem Begriff des Sportlerherzens. „Wir wollen etwas Licht in diesen Graubereich bringen“, erzählt Froböse. Das Sportlerherz ist ein gesundes, auf über 7,5 g/kg Körpergewicht vergrößertes Herz. Die Vergrößerung geschieht als Ergebnis der Anpassung an die Belastung infolge des Sports. Art, Intensität und Dauer einer körperlichen Belastung bestimmen dabei das Ausmaß der Herzvergrößerung. Wissenschaftliche Voraussetzung für ein Sportlerherz ist ein hochintensives Training von über zwölf Stunden pro Woche über mehrere Jahre. Entscheidend ist auch der Ausdaueranteil der Sportart, weitere Faktoren sind Geschlecht, Alter und genetische Gegebenheiten. Ruderer erfüllen die Kriterien, sie gehören zu der Gruppe mit den leistungsfähigsten und damit größten Herzen.

Pumpleistung von 250 Litern in sechs Minuten

Ein durchschnittliches Herz weist eine Füllgröße von rund 750 ml auf, das eines Ruderers kann das doppelte Volumen erreichen. Bei einem Rennen über sechs Minuten kann es eine absolute Pumpleistung von 250 Litern schaffen (bei einer Herzfrequenz von 180/min und einem Schlagvolumen von 140 ml). „Das Herz ist ein Muskel, der bei Leistungssportlern besonders ausgeprägt ist. Durch das Training wird entsprechend mehr Hubraum geschaffen. Das Herz eines Ruderers ist eine Hochleistungspumpe“, sagt Froböse, betont aber dabei: „Nur 15 bis 20 Prozent der Ausdauer-Sportler entwickeln ein Sportlerherz.“

Tipps zum Abtrainieren

Das Herz passt sich für eine optimale Leistungsfähigkeit an und muss dementsprechend versorgt, also belastet und durchblutet werden. Das gilt auch nach der Leistungssportler-Karriere, wenn sich das Sportlerherz langsam zurückbildet. Es ist wissenschaftlich zwar nicht belegt, dass ein Sportlerherz abtrainiert werden muss, doch von einem abrupten Abbruch mit dem Training rät Froböse ab: „Die Versorgung des Herzmuskels darf besonders am Anfang des Karriereendes nicht vernachlässigt werden. Es ist sinnvoll und gesundheitlich empfehlenswert, weiterhin regelmäßig reduziertes Ausdauertraining zu betreiben.“ Bis zu 24 Monate, noch besser fünf Jahre lang, sollte weiterhin eine dosierte Ausdauerbelastung bestehen. Das wöchentliche Pensum sollte dabei um 5 bis 10 Prozent pro Monat reduziert werden. Die Art der Ausdauersportart spielt keine Rolle.

„Tempo und Intensität sollten reduziert werden“

Das Abtrainieren sorgt auch dafür, dass Kreislauf sowie Stoffwechsel fit bleiben. Es beugt ebenfalls dem Entlastungssyndrom und Verfettung vor, falls das Essverhalten nach der Karriere beibehalten wird. Auch psychisch ist weiterhin regelmäßiges Training eine unterstützende Komponente, denn schließlich sind Körper und Seele ständige Bewegung gewohnt. Dabei sollte man es aber nicht übertreiben. „Das Tempo und die Intensität sollten reduziert werden, auch wenn es schwer fällt. Da gilt das Prinzip der Unterforderung. Sich ab und zu auszupowern ist natürlich okay, aber der Herzmuskel sollte langsam und moderat abgebaut werden“, meint Froböse: „Das Verhältnis von Belastung und Regeneration verändert sich ja auch.“

Regelmäßig zum Doc

Jedem ehemaligen Leistungssportler rät Froböse mindestens einmal im Jahr das Herz checken zu lassen. Regelmäßig zum Doc sollte, wer unter fünf Stunden die Woche Ausdauertraining absolviert, wer Bluthochdruck oder Beschwerden wie Dyspnoe, Arrhythmien und Angina pectoris hat. „Jeder sollte über seinen Körper informiert sein. Hausärzte haben oft wenig mit Leistungssportlern zu tun, da muss man die richtigen Fragen stellen“, so Froböse. Wer noch Fragen hat, dem sei der Mitschnitt von Froböses Vortrag im Stützpunkt Dortmund empfohlen: https://youtu.be/dJFa6cuiW7I

25.06.2019 | von Felix Kannengießer

Auf Einladung von Gregor Hauffe (im Bild) und Florian Mennigen kamen viele aktive und ehemalige Leistungssportler am Stützpunkt in Dortmund zusammen.

Den Vortrag hielt Prof. Dr. Ingo Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule in Köln.

Das Thema traf den Punkt, alle hörten gebannt zu…

…und wurden nachher auch ihre Fragen los.

Bilder: Felix Kannengießer

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