Marc Leske hisst die Segel zu neuen Zielen
Bei dem 22-Jährigen hat es in Sachen Leistungssport erst spät Klick gemacht. Nun ist er im A-Kader angekommen und will in Richtung Olympia den Angriff nach vorne wagen. Privat entdeckt er lieber die Weltmeere.
Marc Leske war schon immer im Boot zu Hause, aber nicht immer im Ruderboot. Früher war der Moerser erst mit seinen Eltern und später selbst als Segler unterwegs, wo er Stadt- und Landesmeister in seiner Altersklasse wurde. Doch Leske, der als Kind auch ein guter Leichtathlet war, suchte eine andere Herausforderung und fand sie beim Rudern. Also sattelte er um und bewirbt sich mittlerweile um einen Platz im Team Deutschland-Achter.
„Mit dem Segeln bin ich groß geworden. Heute ist es für mich ein guter Ausgleich, eine Art Camping auf dem Wasser mit Freunden und Familie“, erzählt Leske, der alle Segelscheine gemacht hat: „Man ist komplett unabhängig, kann selbst entscheiden, welche Strände und Buchten man anfährt oder ob man einfach an einer reizvollen Stelle den Anker legt und das türkis-blaue Wasser genießt.“ Soweit es das Training zulässt, fährt er an den Wochenenden nach Holland. Große Reisen unternimmt er in der Saisonpause. Dazu hat er auch einige Ruderkollegen schon mitgenommen, zuletzt war er im Sommer mit Christopher Reinhardt eine Woche auf dem Mittelmeer unterwegs.
Immer an die Grenzen gehen
Doch Segeln ist nur noch ein Hobby, sportlich bevorzugt er längst das Ruderboot. Im Sommer 2008 stieg Leske um und machte seine Anfänge beim Crefelder RC. „Ich habe die Ruderer damals oft auf der See gesehen und wurde angesprochen, weil ich größer als die meisten anderen war“, erinnert sich der 22-Jährige: „An beiden Sportarten gefällt mir, wie schnell und geräuschlos man über das Wasser gleitet. Beim Rudern muss man dafür aber ganz andere Kräfte aufbringen, du musst dich voll auspowern – das brauche ich beim Sport. Es ist genau das Gegenteil vom Segeln.“
Leske fand beim Rudern schnell, was er suchte. „Bei uns gibt es ja keine lockeren Einheiten. Ich mag das, mich jeden Tag zu schinden. Ich muss sowieso immer aktiv und in Bewegung sein“, erzählt er: „Allerdings habe ich nicht mit dem Rudern angefangen, um Leistungssport zu machen.“ In den Jugendjahren ruderte Leske dementsprechend wenig ambitioniert, erst im zweiten B-Junioren-Jahr platzte der Knoten richtig bei ihm.
Nach der DM hat es Klick gemacht
Bei seinem ersten Bundeswettbewerb ruderte Leske 2012 im Niederrhein-Achter gleich zur Deutschen U17-Meisterschaft – unter anderem mit seinen jetzigen Kollegen aus dem Team Deutschland-Achter Laurits Follert, Anton Schulz, Jacob Schulte-Bockholt und Jakob Gebel. „Damals hat es Klick gemacht. Plötzlich war ich heiß darauf, auch zu den Weltmeisterschaften und irgendwann zu Olympia zu fahren“, erinnert er sich. Im Jahr 2013 legte er mit dem Team NRW bei den A-Junioren die nächste Deutsche Meisterschaft im Achter nach und durfte erstmals zu den Junioren-Weltmeisterschaften fahren.
Im WM-Finale vom Rollsitz geflogen
„Das war eine ganz verrückte Geschichte. Es stand lange auf der Kippe, ob ich überhaupt mitfahren darf. Dann saß ich im Achter, der Leistungsdruck war hoch, ich war verspannt – und bin dann nach dem Start vom Rollsitz geflogen. Zum Glück habe ich keinen Krebs gefangen und war beim vierten Schlag wieder dabei. Das war sehr emotional“, berichtet Leske. Das Team wurde in Litauen am Ende mit einem tollen Endspurt und einer hundertstel Sekunde Vorsprung trotzdem Weltmeister vor Italien. „Das Zielfoto hängt heute noch in meinem Zimmer. Es zeigt mir vor Augen, dass man immer bis zum letzten Meter kämpfen muss“, erzählt der Ruderer.
„Alles war neu, groß und aufregend“
Die U19-Weltmeisterschaft im Achter wiederholte er im Jahr darauf, dann ging es in den U23-Bereich und nach dem Abitur auch zum Ruderleistungszentrum nach Dortmund. „Das war eine große Umstellung. Ich bin von zu Hause ausgezogen, vom Verein und der Trainingsgruppe weg. Darüber hinaus habe ich noch mit dem Studium begonnen. Alles war neu, groß und aufregend“, sagt der Maschinenbau-Student der TU Dortmund.
Bei der U23-Trainingsgruppe in Dortmund wurde er schnell eine feste Größe, sicherte sich zweimal WM-Bronze, im Vierer ohne Steuermann und im U23-Achter. Für Leske war es ein wichtiger Schritt und eine extrem lehrreiche Zeit: „Rückblickend waren die vier Jahre super. Ich hatte eine gute Grundausbildung in Krefeld, Trainer Peter Thiede hat mich in Dortmund dann geformt. Ich hatte immer die Motivation, es in den A-Kader zu schaffen. Da gab es ja viele Vorbilder wie zum Beispiel Johannes Weißenfeld.“
Träume werden zu Zielen
In den A-Kader hat er es nun geschafft, in dieser Saison steht für Leske der nächste Schritt an – Fuß fassen im Team Deutschland-Achter und sich in Richtung Olympia 2020 in Tokio für eines der Boote empfehlen. „Das ist für mich ein Riesen-Ansporn, auch wenn es eine Mammut-Aufgabe ist“, sagt Leske: „Doch jetzt kann ich meine Träume zu greifbaren Zielen umwandeln. Ich bin gespannt auf die bevorstehende Zeit und will den Angriff nach vorne wagen.“
14.01.2019 | von Felix Kannengießer
Marc Leske genießt in seiner Freizeit das Segeln.
Sportlich ist er lieber im Ruderboot unterwegs, hier mit Jakob Gebel.
Haben eine gemeinsame Vergangenheit und sind nun zusammen in den A-Kader aufgestiegen: Jakob Gebel, Marc Leske und Jacob Schulte-Bockholt.
Zweite Heimat: Marc Leske auf dem Segelboot.
Termine
16.11.2024: BaselHead in Basel (Schweiz)
30.11-01.12.2024: Langstrecke in Dortmund
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