Der Traum vom National-Einteiler trieb ihn an
Nico Mergets Freude über Weltcup-Bronze in Linz war riesig, doch der Weg dorthin war nicht einfach.Als der Vierer ohne Steuermann sich beim zweiten Weltcup in Linz Bronze sicherte, kannte der Jubel bei Nico Merget keine Grenzen: Die Faust geballt, schrie er seine Freude hinaus. Bis dahin hatten sich viele Emotionen angestaut, denn der Weg des Frankfurters in das Team Deutschland-Achter war ein steiniger. Dabei hatte er den Traum von der Ruder-Nationalmannschaft schon in der Kindheit gefasst.
Merget saß früh im Ruderboot, mit sieben Jahren nahm ihn sein Vater, selbst Ruderer, erstmals mit – damals als Steuermann. 2007 versuchte er sich zum ersten Mal als Ruderer. Und sofort erfolgreich: Im Ländervergleichswettkampf ruderte er im Einer zu Gold. Zwei Jahre später folgte die erste Deutsche Junioren-Meisterschaft, bei der er im Achter Bronze holte. „Die Erfolge haben mich angetrieben, immer weiterzumachen“, sagt Merget, der mit seinem Vater die Rollen mittlerweile getauscht hat: „Früher habe ich mir Tipps bei ihm geholt, jetzt fragt er mich, wenn er seine Technik verbessern will. Er hat sich gerade einen Vierer ohne Steuermann gekauft.“
„Turbulente Zeit“ bis zur Nominierung
Der Vierer spielt auch bei Merget Junior aktuell eine große Rolle. Für den Rollsitz im Vierer ohne Steuermann hat der 24-Jährige lange gekämpft. „Es war eine turbulente Zeit“, erinnert er sich. Bei den Kleinbootmeisterschaften in diesem Jahr landete er mit Malte Daberkow auf einem guten sechsten Platz, im internen Ausscheidungsrennen bei der Hügelregatta in Essen trug er an einem Tag mit Daberkow, Felix Drahotta und Peter Kluge den Sieg davon – und musste doch auf seine Chance warten.
Die Wahl für den ersten Weltcup in Belgrad fiel auf René Schmela und Felix Brummel, die in Essen an dem anderen Tag mit Drahotta/Kluge im Vierer gesiegt hatten. Doch weil Drahotta eine wichtige Prüfung hatte, durfte Merget einspringen und machte seine Sache gut. So gut, dass er auch beim zweiten Weltcup im Vierer saß, als Drahotta für Schmela in den Vierer rotierte. Das Quartett ruderte in Linz zu Bronze, sicherte sich damit die Weltcup-Führung und empfahl sich für die kommenden Aufgaben. Für Merget war es der nächste Schritt auf einer langen Leiter.
Bei der ersten WM das Feuer entfacht
Seit der ersten Junioren-Weltmeisterschaft im Jahr 2011, bei der er Dritter im Achter wurde, hat Nico Merget ein klares Ziel vor Augen: „Den deutschen Einteiler zu tragen, hat bei mir ein Feuer entfacht. Ich habe mich riesig über Bronze gefreut, aber ich habe auf dem Treppchen schon nach links geschaut und wollte höher hinaus.“ Das Feuer brennt bis heute in dem Frankfurter, doch für seinen Traum musste er erst durch ein Tal gehen.
Nach dem sechsten Platz im Vierer bei der U23-WM 2012 stockte die Laufbahn zunächst. Zwei Jahre lang schaffte er es nicht mehr in den WM-Kader, das Abitur und zwei Vereinswechsel (2011 von der Frankfurter RC Fechenheim zur Offenbacher Rudergemeinschaft, 2013 zur Frankfurter RG Germania) sorgten für Ablenkung. „Zu dieser Zeit lief es einfach nicht. Ich kann gar nicht so genau sagen, woran es lag. Umso froher war ich, dass es 2015 wieder geklappt hat“, sagt Merget, der 2015 erst Deutscher U23-Meister im Zweier und dann U23-Weltmeister im Achter wurde. Anschließend wagte er den Sprung in den A-Kader.
Harter Rückschlag durch Verletzung
Im neuen Olympia-Zyklus mit Blick auf Tokio 2020 wollte Merget angreifen und machte gute Fortschritte, bis ihn ein erneuter Rückschlag ereilte. Mitte 2017 legte ihn während eines Trainingslagers mit dem Team Deutschland-Achter seine erste große Verletzung lahm. „Die Rückenverletzung hat mich lange aus der Bahn geworfen“, sagt Merget, der von Arzt zu Arzt eilte: „Aber niemand wusste, was los ist. Es gab einfach keine Lösung.“ Am Ende half der Gang zum Osteopathen Malte Röder, der eine Stressfraktur diagnostizierte und nach intensiver Arbeit mit dem Ruderer das Problem aus der Welt schaffte. So konnte Merget in dieser Saison einen neuen Angriff starten.
Alles auf eine Karte gesetzt
In diesem Jahr setzte er alles auf eine Karte, ließ sein Studium in Frankfurt pausieren und verlagerte seinen Wohnsitz in die Nähe des Ruderleistungszentrums. Seit März wohnt er in Dortmund in einer Ruder-WG mit Anton Schulz und Matthias Hörnschemeyer. „Das war ein gewisses Risiko, im schlimmsten Fall hätte ich Geld und Nerven verschwendet. Aber ich wollte unbedingt wissen, ob ich im A-Kader mithalten kann. Zum Glück hat es geklappt, ich wurde gut aufgenommen und das Training hat mich stark nach vorne gebracht. Auch meine lebhafte WG hat mir geholfen, Fuß zu fassen.“
Sein Studium will Merget wieder ebenso in die richtigen Bahnen bringen. In Frankfurt hatte er Sportwissenschaften studiert. Nun will er versuchen, möglichst viele Module anrechnen zu lassen, um an der Ruhr-Uni in Bochum das Studium ohne Verluste fortzuführen. „Das Studium ist wichtig als Ausgleich und um etwas runterzukommen. Der Tagesablauf als Ruderer ist ja sonst recht hart und einseitig. Ich lese auch viel und komme gerne unter Leute“, sagt Merget.
Klare Pläne für die Zukunft
Für die Zukunft hat er einen klaren Plan hat und setzt weiter auf das Prinzip der kleinen Schritte: „Damals hatte ich den Traum vom deutschen Einteiler. Mittlerweile ist das in Erfüllung gegangen, wie viele andere Dinge. Die erste Weltcup-Medaille werde ich auch nie vergessen. Ich bin froh, dass ich jetzt im Vierer sitze. Das ist eine große Chance, bei der ich viel Erfahrung sammeln kann. Aber ich weiß, dass ich es noch lange nicht geschafft habe und immer konzentriert bleiben muss, um den nächsten Schritt zu erreichen.“ Der nächste Schritt heißt erst einmal Weltmeisterschaft, einen Traum hat Merget aber trotzdem: „Jeder Sportler träumt wohl von Olympia, das ist bei mir nicht anders.“
04.07.2018 | Von Felix Kannengießer
Nico Merget hat es ins Team Deutschland-Achter geschafft.
Mit viel Fleiß und Motivation hat er es in den Vierer ohne Steuermann geschafft.
Fotos: Detlev Seyb
Im Team Deutschland-Achter fühlt sich Merget voll aufgenommen.
Fotos: Detlev Seyb
Viele Wegbegleiter
Nico Merget hat sich schon einige Träume realisiert, aber er ist kein Typ, der sich dafür selbst auf die Schulter klopft. Im Gegenteil: „Ich muss mich bei vielen Leuten bedanken…
- bei meinem Laufbahnberater Bernd Brückmann, der mir schon seit der Schulzeit zur Seite steht und Gold wert ist,
- bei Malte Daberkow, der mich motiviert hat nach Dortmund zu kommen,
- bei allen drei Rudervereinen, die mich immer unterstützt haben,
- bei Tim Schönberg, der menschlich und sportlich einer der besten Trainer ist, die ich jemals hatte,
- bei meiner Familie, die stets hinter mit steht,
- und bei meiner Freundin Julia Leiding, die ich übrigens auch über das Rudern kennengelernt habe.“
Termine
SH Netz Cup in Rendsburg:
Freitag, 06.09., ab 19:30 Uhr: Stadtwerke SH Ergo-Cup der internationalen Achter
Samstag, 07.09., 16:00 Uhr: Sprint-Regatta über 250 Meter im Rendsburger Kreishafen
16:55 Uhr: Ergo-Cup der Steuerleute
Sonntag, 08.09., 14.15 Uhr: Rudermarathon über 12,7 Kilometer von Breiholz nach Rendsburg
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