Hannes Ocik: 'Nie aufgeben' ist sein Erfolgsrezept

Der Schlagmann des Deutschland-Achters im Porträt
 

Seit vergangenem Jahr sitzt Hannes Ocik wieder im Deutschland-Achter, nachdem er ein wahres Seuchenjahr hinter sich gebracht hatte. Mit seiner positiven Art hat sich der 24-Jährige zurückgekämpft. In seiner Laufbahn hatte der junge Ruderer schon so manche Hürde zu überwinden, keine war ihm zu hoch. „Als Ruderer ist Durchhaltevermögen gefragt, man darf nie aufgeben – auf und neben der Strecke“, rät Ocik.

Olympiasieger Lück entdeckt das Talent

Im Jahr 2004 saß Hannes Ocik das erste Mal im Ruderboot, vorher war er als Triathlet aktiv. „Dafür war ich aber zu kräftig“, sagt er: „Und Rudern hat sich angeboten. Es gibt in Schwerin viele schöne Seen.“ Der Wechsel aufs Wasser zahlte sich aus. Noch in der ersten Saison fuhr er seine ersten Regatten, beim Bundeswettbewerb 2005 wurde Landestrainer Hans-Joachim Lück, Olympiasieger von 1976, auf ihn aufmerksam und holte das Talent zum Bundesstützpunkt Rostock.

„Die Perspektive hat mich gereizt“, erinnert sich Ocik. Als er als B-Junior 2006 für die Schweriner RG bei seinen ersten Deutschen Meisterschaften starten wollte, wurde er während der Saison aber jäh gebremst. Die Ärzte diagnostizierten Pfeiffersches Drüsenfieber, was ihn erst einmal außer Gefecht setzte und für „eine ganz schlimme Zeit“ sorgte. Wer Betroffene des Epstein-Barr-Virus kennt, der weiß, wie dieser das gesamte System lahm legen kann. „Die Ärzte wussten nicht, ob es überhaupt noch einmal etwas mit dem Leistungssport wird“, sagt Ocik, dessen Pläne, ins Sportinternat nach Rostock zu ziehen, damit erst einmal ad acta gelegt wurden.

Im Zick-Zack-Kurs zur Junioren-Weltmeisterschaft

Doch Ocik wäre nicht Ocik, wenn der ehrgeizige Ruderer nicht ein umso stärkeres Comeback hingelegt hätte. „Ich habe alles dafür getan, mich wieder heranzukämpfen.“ Und so setzte er seinen Rostock-Plan ein Jahr später um. Die ersten nationalen Erfolge stellten sich zwar schnell ein, doch der Zick-Zack-Kurs ging erst einmal weiter. Bei der Qualifikation zur Junioren-WM 2008 endeten Ociks Träume für die Saison an einer Boje, als er im Zweier ohne Steuermann im Halbfinale kenterte. „Diesmal war ich physisch gut drauf und dann kam so ein Rückschlag“, sagt Ocik: „In solchen Situationen gibt mir meine Familie Halt. Sie haben mir beigebracht, etwas Gutes aus Niederlagen zu ziehen.“ Die Eltern waren beide selbst Leistungssportler.

Der Tenor: Nach jedem Tief kommt auch wieder ein Hoch. Für Ocik folgte es in der nächsten Saison. 2009 erfüllte er sich den Traum von der Junioren-WM, wo er mit dem Achter gleich Weltmeister wurde. In der U23-Nationalmannschaft setzte er seine starke Entwicklung fort: 2010 WM-Zweiter im Vierer mit Steuermann, 2011 Weltmeister im Vierer ohne (mit Weltbestzeit) und 2012 Dritter im Zweier bei der U23-WM.

Ocik nimmt auch die größte Hürde

Der Übergang zum A-Kader ist für die U23-Talente eine sehr große Hürde, aber auch die nahm Ocik souverän. Im neu formierten Achter erarbeitete er sich direkt einen Rollsitz, wurde 2013 Europameister und WM-Zweiter. „Dann hat für mich ein Seuchenjahr begonnen“, beschreibt Ocik. Ein Infekt warf ihn in der Vorbereitung zurück. Als die Krankheit fast ausgestanden war, packte ihn zu früh der Ehrgeiz, der Ruderer verschleppte den Virus. „Den Rückstand konnte ich nicht mehr aufholen. Ich habe eingesehen, dass ich meinem Körper die nötige Zeit zur Genesung lassen muss“, so Ocik.

Im vergangenen Jahr kam er umso stärker zurück: Mit Maximilian Munski, der von Beginn an im A-Kader sein Zweierpartner war, ruderte er bei den Deutschen Kleinbootmeisterschaften zu Silber, saß beim ersten Weltcup in Bled erstmals wieder im Achter und war fortan Schlagmann des Deutschland-Achters – und das mit großem Erfolg: EM-Gold und WM-Silber im Paradeboot. Bei den Olympischen Sommerspielen in Rio will er wieder im Achter sitzen, egal auf welcher Position im Boot. Für Ocik wären es die ersten Olympischen Spiele als Ruderer, 2012 in London saß er als Zuschauer auf der Tribüne, seitdem lebt der Traum. Doch daran denkt er noch nicht: „Das ist für mich noch ganz weit weg. Natürlich spürt man die Veränderungen in den Trainingsplänen, alle sind auch fokussierter. Aber ich mache mich nicht verrückt und denke in kleinen Etappen.“

Die Polizei-Ausbildung im Hinterkopf

Der nächste wichtige Schritt sind der Ergometer-Test und die Deutschen Kleinbootmeisterschaften Mitte April. Im Zweier will er mit Maximilian Munski möglichst weit vorne landen. Mit seinem Ruderpartner verbindet Ocik übrigens weitaus mehr als nur der Sport: „Wir sind gute Freunde geworden und kommen super miteinander klar. Ich bin mit ihm wohl mehr zusammen als mit meiner Freundin. Da ist es auch wichtig, dass man sich versteht.“

Wenn die Finaletappe Olympia vorbei ist, will sich Ocik seiner beruflichen Perspektive widmen. Der Schweriner befindet sich im dritten Ausbildungsjahr bei der Landespolizei in Mecklenburg-Vorpommern: „Für mich ist das eine super Sache, neben dem Leistungssport eine Ausbildung bei der Polizei zu machen. Das gibt mir die Sicherheit für die Zukunft.“ Bis 2017 soll der Abschluss stehen, bis Olympia allerdings pausiert er. „Bis dahin haben wir noch jede Menge Arbeit vor uns.“ Da ist wieder Durchhaltevermögen gefragt. Aber davon hat Hannes Ocik ja jede Menge.

04.03.16 I von Felix Kannengießer

Zwei Welten: Ocik als Auszubildender der Polizei und als Ruderer.

Hier ist Ocik als Schlagmann bei der WM 2015 zu sehen…

…und hier bei seinem Comeback in Bled 2015.

Ocik im Zweier mit seinem langjährigen Ruderpartner Maximilian Munski.

Hannes Ocik ist der Schlagmann des Deutschland-Achters.

Termine

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Qualifikationsregatta in Luzern
(Schweiz 19.-21. Mai 2024)
Weltcup in Luzern
(Schweiz, 24.-26. Mai 2024)
Weltcup in Poznan
(Polen, 14.-16 Juni 2024)

Trainingslager in Völkermarkt (Österreich, 18. Juni - 3. Juli 2024)
Trainingslager in Ratzeburg (11.-20. Juli 2024)
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