Weißenfeld & Korge: Auch neben dem Wasser auf einer Spur

Das Überraschungs-Duo von der Langstrecken-Regatta im Portrait.
 

Sie waren die Überraschung bei der Langestrecken-Regatta in Dortmund: Die U23-Ruderer Maximilian Korge und Johannes Weißenfeld landeten beim ersten großen Leistungstest der Saison auf Platz zwei vor den etablierten A-Kader-Athleten und sorgten damit für so manches verwundertes Augenreiben. Doch schaut man sich den Werdegang der 20-Jährigen an, ist ihr gutes Abschneiden schon gar nicht mehr so verwunderlich – immerhin kennen sich die beiden schon eine halbe Ewigkeit. „Mein Großvater hat Jo in seinen sportlichen Anfängen unterstützt. Heute sitzen wir nicht nur in einem Boot, sondern sind Freunde“, sagt Korge.

Über eine Schul-AG kam Weißenfeld zum Rudersport, der Berliner Korge wurde als Sohn des ehemaligen U23-Weltmeisters Ralf Korge quasi ins Boot hineingeboren. Weil Korges Großvater Klaus Korge als Trainer bei Weißenfelds Heimatverein RC Herdecke aktiv war, ging der Kontakt der beiden Ruder-Talente schon damals über den Sport hinaus. Bei der Bundeswehr kreuzten sich ihre Wege erstmals dauerhaft, bevor sich beide als Sportsoldaten örtlich erst einmal wieder voneinander entfernten. Aber nicht für lange Zeit.

Gemeinsame WM an der „Ruderstraße“

Als Weißenfeld nach dem Abitur – übrigens mit einem Notenschnitt von 1,9 – mit dem Ruderkollegen Jakob Schneider nach Dortmund in eine WG zog, fehlte ein dritter Mann. Einen Anruf und zwei Tage Bedenkzeit später waren die Bootskollegen Ende 2012 wieder vereint – Korge zog aus Berlin in die Ruder WG an der Rheinischen Straße, die gemeinhin auch als „Ruderstraße“ beschrieben wird, weil sich einige Wassersportler hier in Dortmund-Dorstfeld niedergelassen haben. Gleich nebenan etwa wohnen Alexander Thierfelder und Robin Ponte.

Korge saß mit zwölf Jahren erstmals im Ruderboot und plötzlich war für den Tausendsassa nach Fußball, Basketball, Skateboardfahren und Tennis eine neue Leidenschaft geboren, die bis heute anhält. „Die Bewegung auf dem Wasser und dazu die Stille der Umgebung, das hat mich einfach gepackt“, erzählt Korge von seiner Faszination, die ihn auch persönlich weitergebracht hat: „Es hat mir geholfen, mich voll auf eine Sache zu fokussieren.“ So stellten sich auch schnell die ersten Erfolge ein. Bis er beim Berliner Ruder-Club landete, wechselte er einige Male den Verein: „Die vielen Veränderungen, die vielen Trainer und Einflüsse haben mich geprägt.“

„Morgens um sechs auf einem glatten See – ein cooles Gefühl“

Bei Weißenfeld kamen die ersten Erfolge im Alter von 15 Jahren. „Da habe ich meine erste Deutsche Meisterschaft eingefahren in meiner ersten richtigen Regatta-Saison als Leistungssportler“, erinnert er sich: „Die Erfolge haben mich süchtig gemacht, ich will immer der Beste sein.“ Doch nicht nur bei den Wettkämpfen, sondern auch beim morgendlichen Training genießt er das Rudern: „Morgens um sechs, wenn du auf einem glatten See im Sommer einsam deine Runden drehst, das ist ein cooles Gefühl. Wenn ich eine Zeit lang nicht im Boot sitze, vermisse ich es sofort.“

Seit gut zwei Jahren leben beide in Dortmund, um sich voll auf den Rudersport zu konzentrieren. Zusammen, übrigens mit dem WG-Mitbewohner Jakob Schneider, haben sie in der abgelaufenen Saison im Vierer den zweiten Platz bei der U23-WM geholt. Der Vierte im Bunde war Richard Bensmann. Sportsoldaten sind Korge und Weißenfeld nicht mehr, stattdessen Studenten an der Ruhr-Universität in Bochum: Der gebürtige Berliner Korge lernt Bauingenieurwesen, Weißenfeld Humanmedizin. „Das Studieren lässt sich mit dem Rudern besser vereinbaren“, findet Korge. In der WG herrscht meistens eitel Sonnenschein, es sei denn, das Derby von Schalke gegen Dortmund steht an. Weißenfeld und Schneider sind BVB-Fans, Korge hält zu Schalke 04. „Das ist der einzige Zeitpunkt, wo es kritisch wird“, sagt Weißenfeld mit einem Augenzwinkern: „Wir verbringen gerne die Freizeit miteinander.“ Dass außer ein bisschen Fußballgucken nur wenig Freizeit bleibt, sehen beide locker. „Ich bin froh, dass ich meine Zeit sinnvoll verbringe. Das Rudern bringt mir was fürs Leben“, sagt Korge, der sogar auf einen Fernseher in seinem Zimmer verzichtet.

Der Blick geht für beide in die gleiche Richtung. „Das Ziel eines jeden Sportlers sind die Olympischen Spiele. Richard Schmidt hat vorgemacht, wie man aus dem U23-Kader zu Olympia kommen kann“, träumt Korge nur kurz und sagt pflichtbewusst: „Aber man darf nichts erzwingen, sondern muss seine Leistung abrufen.“ Beim Langstrecken-Test haben sie ein erstes Zeichen gesetzt. „Sich mit den A-Kader-Athleten zu messen, motiviert noch einmal mehr. Aber wir wissen, dass es ein Test war und wir uns weiter verbessern müssen“, erklärt Weißenfeld, der im Winter-Trainingslager in Sabaudia (Italien) an die guten Ergebnisse anknüpfen und vor allem physisch zulegen will: „Wir wollen ein neues Level erreichen.“

16.12.14 I von Felix Kannengießer

Auf und neben dem Wasser ein Team: Maximilian Korge und Johannes Weißenfeld.

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