„Konnte meine Stärken gut einbringen“

Mit seinem vierten Platz im Einer auf der Langstrecke Dortmund und damit der besten Platzierung aller Riemen-Ruderer hat Jasper Angl einen eindrucksvollen Saisonstart hingelegt. Für den 25-Jährigen war es auch eine Art Comeback, denn im vergangenen Jahr war er im Ruderboot kürzergetreten. Was das für einen Hintergrund hatte, wie er neue Motivation gesammelt hat und wie er seinen Saisonstart selbst einordnet, verrät Angl im Interview.

Wie ist dein Weg nach den Olympischen Spielen in Paris verlaufen?

Jasper Angl: Olympia ist für mich nicht optimal gelaufen. Ich war zwar als Ersatzmann dabei, aber ich wollte mehr. Ich wollte in einem der Boote sitzen. Dadurch ist meine Motivation, wieder ins Training einzusteigen, schon etwas gesunken. Dann hatte ich wegen Atemschwierigkeiten im Winter eine Scheidenwand-OP an der Nase, die nicht gut verlaufen ist. Danach war ich drei Monate komplett raus und somit war auch die Entscheidung klar, dass ich in der Saison nicht mehr angreifen werde.

Wie hast du die Zeit genutzt?

Jasper Angl: Ich habe mein Bachelorstudium in Informatik an der Ruhr-Universität Bochum abgeschlossen. Generell habe ich die Zeit aber auch genutzt, um zu reisen und meine Freiheiten zu genießen. Beim Rudern bin ich trotzdem drangeblieben. Ich habe nach der OP weiter trainiert und bin mit der Gruppe der Nicht-WM-Fahrer einige Wettkämpfe wie die World University Games und die Henley Royal Regatta gefahren.

Gab es den Gedanken, ganz aufzuhören?

Jasper Angl: Die Überlegung gab es nach den negativen Erfahrungen in der Olympia-Saison. Es war eine Achterbahnfahrt der Emotionen, die kein gutes Ende für mich genommen hat. Aber ich hatte immer Lust auf Rudern, das hat nie aufgehört.

Was hat dich bewogen, wieder im Team anzugreifen?

Jasper Angl: Zum einen hat sich von der Herangehensweise im Training etwas geändert. Zum anderen gefällt mir die Truppe, die wir haben, sehr gut. Ich bin guter Dinge, dass ich hier meinen Platz finden kann. Ich habe den Entschluss gefasst: Wenn ich wieder zurückkomme, dann will ich es auch richtig probieren. Und so bin ich im September nach meinem Bundeswehrlehrgang wieder hier in Dortmund eingestiegen. Gleichzeitig habe ich mein Masterstudium und einen neuen Job als Werkstudent im Bereich Data Science bei Wilo begonnen.

Wie lief der Einstieg ins Training für dich?

Jasper Angl: Der Einstieg war ordentlich – im Einer lässt sich die Belastung ja individuell steuern. Ich hatte auch sofort wieder Spaß am Training. Im Oktober war ich vielleicht ein bisschen übermütig und habe mir mit neuem Job, Studium und Rudern zu viel aufgeladen. Das war nicht ganz optimal, denn man muss auch schauen, wo man selbst bleibt, wenn der Tag so voll ist. Aber das werde ich in Zukunft so angehen, dass der Sport und Regeneration nicht zu kurz kommen werden.

Wie schaust du auf die DRV-Kaderüberprüfung am vergangenen Wochenende?

Jasper Angl: Mit gemischten Gefühlen. Der Ergotest lief leider nicht so gut, wie ich es mir vorgenommen hatte. Ich hatte mich eigentlich fit trainiert, aber zur Belastungsvorbereitung hat mich zu einem schlechten Zeitpunkt eine Erkältung erwischt. Außerdem habe ich im Vorhinein zu viel Neues beim Training einfließen lassen, zu viel ausprobiert – das ist nach hinten losgegangen. Beim Einerfahren auf der Langstrecke konnte ich meine Stärken gut einbringen, damit bin ich zufrieden. Wenn es in die Renngeschwindigkeiten geht, dann kann ich oben mitspielen. Das hat sich schon in der Vorbelastung für die Langstrecke gezeigt. Als ich da vorne lag, war für mich klar: Das musst du im Wettkampf jetzt auch verteidigen. Am Ende konnte ich den Abstand sogar vergrößern.

Was hast du dir für die kommenden Wochen vorgenommen?

Jasper Angl: Meinen Platz im Trainingslager habe ich jetzt sicher. In Lago Azul will ich mich weiter zeigen und weiterentwickeln, sowohl individuell als auch im Team. Langfristig ist mein Ziel in dieser Saison, klar in eines der Boote reinzukommen.

02.12.2025 | Interview: Felix Kannengießer