„Die Situation als Herausforderung annehmen“
Das Training beim Team Deutschland-Achter ist in Zweiergruppen und unter strengen Auflagen wieder angelaufen. Im Interview gibt Achter-Weltmeister Johannes Weißenfeld einen Einblick.Nach über einem Monat ohne Einheiten im Ruderboot konnten die Athleten vom Team Deutschland-Achter Anfang der vergangenen Woche erstmals wieder aufs Wasser. Organisiert wird das Training am Stützpunkt in Dortmund in Zweiergruppen unter strengen Auflagen. Wie das abläuft, wie die ersten Einheiten im Ruderboot nach der langen Pause geklappt haben und was für ihn der größte Lichtblick ist, verrät Achter-Weltmeister Johannes Weißenfeld im Interview.
Wie blickst du auf die ruderfreie Zeit zurück?
Johannes Weißenfeld: Es war eine schwierige Zeit. Vorher habe ich gedacht, die Zeit kann man gut nutzen und vielleicht etwas entspannen. Aber es ging nicht. Im Endeffekt hat man zu Hause fest gesteckt und wusste nicht, wie es weitergeht. Ich habe da ganz schön in der Luft gehangen.
Wie wichtig war es dann, jetzt wieder ins Ruderboot zu kommen?
Weißenfeld: Sehr wichtig. Wenn du so eine lange Zeit nicht ruderst, ist es so, dass man das Rudern auf hohem Niveau in gewisser Weise verlernt. Dabei meine ich gar nicht das Körperliche, sondern viel mehr die Beweglichkeit, die Technik und die Konzentration, die du über die 2000 Meter aufbringen musst. Das ist enorm schwierig und momentan die Herausforderung.
Wie liefen die ersten Einheiten?
Weißenfeld: Die ersten Einheiten waren ziemlich ungewohnt. Deswegen ist es wichtig, jetzt wieder in den Rhythmus zu kommen. Das Tückische ist ja, dass es sehr lange dauert, bis man die Form richtig aufgebaut hat. Das ist ein mühseliger Weg. Aber umgekehrt geht es ganz schnell. Deswegen wird es auch sicherlich noch einige Wochen dauern, bis wir wieder da sind, wo wir hin wollen.
Wie läuft das Training momentan ab?
Weißenfeld: Wir trainieren nur in Zweiergruppen und vermeiden alle anderen Kontakte. Ich komme schon umgezogen zum Stützpunkt, gehe gar nicht in das Gebäude hinein, sondern hole das Boot direkt aus der Halle, rudere mit Torben Johannesen und bin dann wieder weg. Zwischendurch wird natürlich alles desinfiziert. Außerdem können wir den Kraftraum nutzen, nach dem gleichen Prinzip. Es ist zeitlich alles so gestaffelt, dass es sich über den Tag verteilt und wir keinem anderen begegnen. Das hat sich schon gut eingespielt, alle haben sich darauf eingestellt. Zur Abwechslung und für die Kondition habe ich mit Torben am Samstag außerdem eine Radeinheit eingeschoben, knapp 120 Kilometer sind wir gefahren.
Wie schaust du nach vorne?
Weißenfeld: Der nächste Schritt wäre es, wieder im Deutschland-Achter zu trainieren, aber das liegt nicht in unserer Hand. Wir müssen uns da gedulden und können froh sein, dass wir schon einen ersten Schritt in Richtung Normalität machen durften. Natürlich ist das alles nicht optimal, aber wir können es nicht ändern und wollen die Situation als Herausforderung annehmen. Wir wollen das Beste daraus machen. Mit der EM haben wir auch ein klares Ziel, auf das wir hin arbeiten können. Für mich ist das super wichtig. Die EM ist für mich das Licht am Horizont.
27.04.2020 | von Felix Kannengießer
Der Deutschland-Achter bleibt vorerst noch in der Bootshalle.
Trainiert wird aktuell ausschließlich in Zweier-Booten. Johannes Weißenfeld rudert wie gewohnt mit Torben Johannesen.
Auch Krafttraining ist unter strengen Hygiene-Regelungen möglich, ebenfalls in Zweiergruppen.
Fotos: Detlev Seyb
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