Jakob Schneider: „Mit neuer Frische wieder zusammenkommen“

Im Interview verrät der Achter-Weltmeister, wieso etwas Abstand zum Rudern für ihn momentan genau richtig ist, wie er die Zeit nutzt und wie es weitergeht.

Nachdem die Olympischen Spiele in Tokio aufgrund der Corona-Pandemie auf den Sommer 2021 verschoben worden sind, haben die Sportler aus dem Team Deutschland-Achter ihre intensive Vorbereitung erst einmal unterbrochen. Achter-Weltmeister Jakob Schneider ist daraufhin zu seiner Familie nach Ihringen gefahren, in die Nähe von Freiburg. Im Interview erzählt der 25-Jährige, wie er mit der Olympia-Entscheidung umgeht, wie er aktuell seine Zeit verbringt und wie er nach vorne schaut.

Wie hast du die Entscheidung verarbeitet, dass Olympia verschoben wird?

Jakob Schneider: Eigentlich recht gut. Die Nachricht kam nicht wie ein Schlag, es hat sich ja lange angedeutet. Ich war dann auch ziemlich froh, dass die Entscheidung relativ früh stand und nicht erst Ende April. Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass Olympia 2020 stattfindet, aber die Umstände lassen es nun mal nicht zu.

Wie nutzt du die Zeit in deiner Heimat?

Jakob Schneider: Ich kann hier schön mit dem Rennrad den Schwarzwald abklappern und habe das Ergometer im Garten aufgestellt. Das Haus meiner Eltern liegt etwas außerhalb, hier ist alles weitläufiger. Die Trainingsbedingungen sind für mich optimal. Außerdem genieße ich die Zeit mit meinen Eltern und meiner kleinen Schwester. So viel Zeit habe ich mit meiner Familie seit meiner Jugend nicht mehr verbringen können. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass ich wieder mehr Klavier spielen kann. In meiner WG mit Henry Hopmann in Dortmund habe ich ein kleines E-Piano stehen, bei meinen Eltern kann ich mich an den Flügel setzen.

Vermisst du die Zeit im Ruderboot?

Jakob Schneider: Vermissen ist vielleicht das falsche Wort, es ist ungewohnt. Aber wir verbringen so viel Zeit auf dem Wasser, dass manchmal auch ein bisschen Abstand genau richtig ist – gerade jetzt. Wir hatten einen harten Winter mit vier Trainingslagern und einer anstrengenden Qualifikation. Bis zuletzt haben wir das volle Olympia-Pensum trainiert, obwohl wir stark davon ausgehen konnten, dass Olympia in diesem Sommer nicht stattfinden kann. Man merkt schon, dass einem viele Sachen durch die Finger gegangen sind. Das alles ist ärgerlich, aber wenn wir ein bisschen Abstand dazu haben, können wir alle wieder mit neuer Frische zusammenkommen.

Wie blickst du nach vorne?

Jakob Schneider: Momentan haben wir von Bundestrainer Uwe Bender die Vorgabe mitbekommen, dass wir uns fit halten sollen. Ich trainiere weiterhin täglich, auf dem Rad oder auf dem Ergometer, dazu Kräftigung und Gymnastik. Im Vergleich zu vorher spare ich mir aber meistens die zweite Einheit. Ab dem 20. April soll das Training dann wieder richtig losgehen. Es ist noch die Frage, ob wir dann schon in Dortmund trainieren können oder weiter zu Hause auf die Ergometer steigen.

30.03.2020 | Interview: Felix Kannengießer

Jakob Schneider im Interview.

Aktuell wird zu Hause trainiert, bei Jakob Schneider stehen Kraftübungen, Radfahren und Ergofahren auf dem Programm.

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