Heute vor 30 Jahren: In Bled begann eine großartige WM-Ära

Am 10. September 1989 feierte der Deutschland-Achter einen Start-Ziel-Sieg vor dem DDR-Achter. Die Weltmeister Dirk Balster und Ansgar Wessling blicken zurück.

„Wir waren eine Mischung aus erfahrenen Olympioniken und jungen Wilden.“ Dirk Balster blickt voller Stolz und Wehmut zurück auf den 10. September 1989. Heute vor 30 Jahren wurde der Deutschland-Achter in Bled Weltmeister. Und zwar in dieser Besetzung: Roland Baar, Ansgar Wessling, Mark Mauerwerk, Frank Dietrich, Dirk Balster, Martin Steffes-Mies, Norbert Kesslau, Jörg Puttlitz und Steuermann Manfred Klein. Es war der erste WM-Titel seit 1966, es war – ein Jahr nach dem Olympiasieg in Seoul – gleichzeitig der Beginn einer beispiellosen WM-Ära: In den 30 Jahren danach folgten elf weitere Weltmeister-Titel des deutschen Ausnahmebootes. Der letzte Triumph – in Linz-Ottensheim – ist erst gut eine Woche her.

„Achter mit Wochenend-Charakter“

Aber blicken wir zurück auf die damalige Zeit. „Wir waren ein Achter mit Wochenend-Charakter. Wir trafen uns immer nur an den Wochenenden in Dortmund. Da haben wir dann aber – meist in fünf Einheiten – sehr konzentriert zusammen im Achter trainiert. In der Woche haben wir uns dann davon erholt und jeder hat für sich trainiert“, umschreibt Balster die damaligen Umstände. Und dennoch: Der Achter, den Bundestrainer Ralf Holtmeyer im Jahr nach dem Olympiasieg von Seoul zusammen gestellt hatte, funktionierte hervorragend, knüpfte an das erfolgreiche Vorjahr an und war in der kompletten Saison nicht zu schlagen. „Wir waren die ersten, die es im Achter geschafft hatten, in Henley und eine Woche später in Luzern zu gewinnen“, erinnert sich Balster. Und mehr noch: Der 89er Achter stellte bei der Henley Royal Regatta eine neue Bestzeit auf und blieb auf der Traditionsstrecke erstmals unter der Sechs-Minuten-Marke. Auch der erste Sieg gegen den DDR-Achter auf dessen heimischem Gewässer, bei der Internationalen Regatta in Berlin-Grünau, blieb den Beteiligten in Erinnerung. 

 Attacke vom ersten Schlag an

Für überwältigende Freude sorgte aber der Triumph bei der WM in Bled. „Es war ein außergewöhnlicher und großartiger Wettkampf. Wir hatten großen Respekt und auch ein bisschen Angst vor dem Achter aus der DDR mit den vielen Hünen an Bord“, erzählt Ansgar Wessling, der zusammen mit Manfred Klein aus dem Olympia-Achter des Vorjahres übrig geblieben war. Doch im Finale gab es nur eine Devise: Attacke vom ersten Schlag an. Ansgar Wessling erinnert sich: „An der Körperhaltung und Bewegung unseres Schlagmanns Roland Baar habe ich erkannt: Er macht heute richtig ernst und gibt nicht 100, nicht 101, sondern 105 Prozent. Es war ein tolles Rennen, das wir auch ein Stück weit genießen konnten.“ Schließlich gewann der Deutschland-Achter mit einem Start-Ziel-Sieg und einem Vorsprung von knapp zwei Sekunden vor dem DDR-Achter. Dritter wurde Großbritannien. Es war der erste von drei WM-Titeln in Folge.

Wiedersehen am Wochenende in Mainz 

Ein Großteil der 1989er Mannschaft wird sich am kommenden Wochenende in Mainz treffen und sich an die gemeinsame Zeit erinnern, auch Trainer Ralf Holtmeyer hat sein Kommen angekündigt. „Leider wird das Wiedersehen ohne Roland Baar stattfinden. Das ist immer noch sehr schmerzhaft“, sagt Balster. Dennoch wollen die Recken von einst noch einmal ins Boot steigen. Den Platz von Roland Baar, der im vergangenen Jahr verunglückte, wird der damalige Ersatzmann Heiner Schwäppe einnehmen.

10.09.2019 | Von Carsten Oberhagemann

Der Weltmeister-Achter von 1989 (v.l.): Steuermann Manfred Klein, Roland Baar, Ansgar Wessling, Mark Mauerwerk, Frank Dietrich, Dirk Balster, Martin Steffes-Mies, Norbert Kesslau und Jörg Puttlitz.

Im Finale hieß es: volle Action vom ersten Schlag an.

Gruppenbild mit Schildchen vor 30 Jahren bei der WM: der BRD-Achter.

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