"Wer nicht wählen geht, darf sich auch nicht beschweren
"

Drei Fragen an... Martin Sauer.
 

Immer wieder beklagen Menschen, dass die großen Parteien gleich wären oder leere Versprechungen lieferten. Thema Politikverdrossenheit: Wie wichtig ist es denn, wählen zu gehen, selbst wenn man gar nicht weiß, wen man wählen soll?

Martin Sauer: Ich halte es für unglaublich wichtig, immer hinzugehen. Zur Wahl zu gehen, ist ja die einzige Mitwirkung, die man erst mal in unserer Demokratie hat. Wenn man die nicht wahrnimmt, braucht man sich nicht beschweren, dass das Ergebnis nicht so ist wie man möchte. Es ist natürlich verständlich, dass der ein oder andere frustriert ist, aber es gibt so viele Parteien auf dem Zettel, dann wählt man halt etwas, wo man denkt, dass es am besten ist. Und, wenn man damit auch nicht zufrieden ist, muss man halt eine eigene Partei gründen. Auch das lässt unsere Verfassung ja zu.

Glaubst du, dass eine Partei wie die Piraten da eine Nische gefunden hat und Nichtwähler aktivieren kann?

Martin Sauer: Das glaube ich schon. Die Piratenpartei bietet erst mal etwas Neues, ob sie damit überall richtig liegen? Dazu kommt, sie versprechen nicht zu viel. Ich glaube schon, dass die Piraten ein bisschen die Frustrierten einsammeln, weil sie nicht zu viel versprechen und sagen: Wir müssen uns das erst mal angucken, wir kennen jetzt nicht die Lösung. Dadurch wirken sie auch sehr glaubhaft. Das ist mein Eindruck. Bei jemandem, der so wenig verspricht, da kann man auch erwarten, dass das am Ende mal gehalten wird. Sie bringen auf jeden Fall neuen Wind rein. Da kann ich mir schon vorstellen, dass der ein oder andere da mal bereit ist, das mit denen auszuprobieren. Allein die Panik der eingesessenen Parteien zeigt ja, dass sie gar nicht so auf dem falschen Weg sind.

Am Beispiel der Fußball-EM in der Ukraine oder der Formel1 in Bahrain wird deutlich, dass Sport und Politik oft genug zusammenspielen. Was, glaubst du, können Sportler für eine Funktion haben, wenn es um Politik geht?

Martin Sauer: Ich denke, es ist falsch, dem einzelnen Sportler so eine ganz große Verantwortung da rein zu drücken. Was ein Sportler machen kann: Er kann zeigen, dass er zu gewissen Themen eine Meinung hat und eine klare Vorstellung davon hat, wie er das sieht – und, da er ja ein Mensch der Öffentlichkeit ist, sollte er die auch äußern. Trotzdem kann man den einzelnen Sportler nicht für die politischen Prozesse in die Verantwortung ziehen. Bei der Fußball-Europameisterschaft wird jetzt die ganze Veranstaltung dafür in Beschlag genommen, aber was können die Fußballer dafür? Das haben die sich ja nicht ausgesucht. Man kann trotzdem eine klare Meinung zu Themen wie der Behandlung von Gefangenen oder Humanität haben. Diese Meinung sollte ein Sportler dann auch äußern, wie jede Persönlichkeit der Öffentlichkeit. Man muss ja auch nicht immer die gleiche Meinung haben wie alle anderen.

 

10.05.12 I Interview: Oliver Körting

Martin Sauer: „Ein Sportler sollte schon eine Meinung haben und sie nach außen tragen.“

 

 

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